
Prof. Dr. Thomas Schlag präsentierte an der kantonalen Tagung die Ergebnisse aus der Studie zum Konfirmationsunterricht. Bild: Claudia Koch
Prof. Dr. Thomas Schlag präsentierte an der kantonalen Tagung die Ergebnisse aus der Studie zum Konfirmationsunterricht. Bild: Claudia Koch
«Der Thurgau ist speziell in Bezug auf die Ergebnisse der Studie», sagte Thomas Schlag, Professor für Praktische Theologie an der Universität Zürich. Zwischen 2021 und 2023 hatte er mit einem Team die Studie «Kirchliche Bildung mit Kindern und Jugendlichen weiterentwickeln» in der reformierten Schweiz durchgeführt. Aus dem Thurgau haben sich besonders viele Konfirmandinnen und Konfirmanden und Leitende Konfirmationsarbeit beteiligt. «Eine aktuelle Studie vom Bundesamt für Statistik vom 23. Juni zeigt, wie die religiöse Sozialisation abnimmt. Deshalb hat die kirchliche Bildung von Kindern und Jugendlichen Dringlichkeit», sagte Schlag vor den rund 50 Pfarrpersonen, Diakoninnen und Diakonen sowie Mitgliedern der Kirchenvorsteherschaften.
Deutliche Identifikation zur Religion
Worin das Spezielle des Thurgaus besteht, erläuterte Schlag anhand einer Präsentation, die einerseits den Fokus auf die Jugendlichen, die Mitarbeitenden wie auch die Eltern/Erziehungsberechtigten legt. Allgemein kann man festhalten, dass ein Grossteil der Jugendlichen gute Erfahrungen im Konfirmationsunterricht gemacht hat. Ausserdem sei im Thurgau eine sehr deutliche Identifikation zur Religion feststellbar. Das spiegelt sich in der Auswertung wider, die ergab, dass 75 Prozent der Thurgauer Jugendlichen von sich aus am Unterricht teilnehmen wollten. Das sind 16 Prozent mehr als im Schweizer Vergleich. Noch deutlicher schwingt der Thurgau oben aus bei der Frage, wie akzeptiert und willkommen sich die Jugendlichen bei der Kirchgemeinde fühlen. Dort liegt der Wert bei 94 Prozent. Auch können sich die Jugendlichen am Ende des Konfirmationsjahres zu 32 Prozent vorstellen, sich später beispielsweise in der Jugendarbeit zu engagieren.
Brücke bauen
Ein wichtiger Ansatz ist es, Gottesdienste nicht nur «für», sondern vor allem «mit» den Jugendlichen zu gestalten. Schlag sagte dazu: «Die Aufgabe stellt sich, eine Brücke zwischen theologischen Themen und dem Alltag von Konfirmandinnen und Konfirmanden zu schlagen.» In Bezug auf das Elternhaus ergab die Studie, dass 60 Prozent der Jugendlichen im Thurgau dieses als weniger religiös bezeichnen. Für viele Eltern ist die Konfirmation ein Fest wie jedes andere Familienfest. Es sei nicht mehr der zentrale Anlass ins Erwachsenwerden, sagte Schlag. Die heutigen Jugendlichen werden etwa durch die Nutzung der digitalen Medien früher erwachsen. Die Eltern wünschten sich für den Konfirmationsunterricht eine bessere Vereinbarkeit mit dem Familienkalender. Zufrieden zeigten sich die Eltern mit dem guten Draht und dem Mitgefühl, das die Pfarrpersonen und andere Mitarbeitende zu ihren Kindern hatten.
Tapfere Fehlversuche wagen
Schlag plädierte für Authentizität und Glaubwürdigkeit der Verantwortlichen. Die eigene Motivation, was einem wichtig ist und was man ausstrahlt, überträgt sich auf die Jugendlichen. Und auch tapfere Fehlversuche sollen, ganz nach Zwingli, gewagt werden. Nach dem informativen Referat wurden drei der zehn Thesen, die die Studienverantwortlichen für die Zukunft formuliert hatten, für die anschliessenden Workshops vorgestellt. Dabei ging es um «Alltags- und Lebensrelevanz, Spiritualität anders», von Thomas Alder und Remo Rüegg geleitet. Haru Vetsch und Daniel Frischknecht widmeten sich den Themen Konf-Mosaik und Digitale Medien. Bei Mirjam Loos und Paul Wellauer ging es um die Mitwirkung und Bildung der Eltern. In den Workshops wurden viele «good practice»-Beispiele aus den Gemeinden der Tagungsteilnehmenden ausgetauscht. Das Leitungsteam dankte den Teilnehmenden für das grosse Interesse und das «besondere Thurgauer Engagement» in der Konfirmationsarbeit.