Jahresversammlung des Thurgauer Pfarrvereins

Pfarrer ohne Gemeindewahl? Pfarrerinnen ohne Studium? In diesem Jahr äusserte sich der Pfarrverein zu zwei Vernehmlassungen an ihrer Jahresversammlung am 24. Juni 2025 in Weinfelden.

Der neue Pfarrvereinsvorstand: Dirk Oesterhelt (Gachnang), Natalie Mack (Weinfelden), Lukas Butscher (Amriswil), Susi Kündig (Berlingen). Es feht Emanuel Memminger (Affeltrangen) Bild: Richard Ladner

Bei beiden Anliegen sah der Vorstand eine berechtigte Absicht. Sei es Pfarrpersonen einen freien Wohnsitz zu ermöglichen, sei es der Versuch, möglichst wenig Vakanzen in den Gemeinden zuzulassen. Während man bei der Motion Butscher (Mitglied des Vorstands) mit dem Vorschlag, Pfarrer auf eigenen Wunsch anzustellen einverstanden war, war man - wegen der doch sehr unterschiedlicher Wohnsituation - gegen kantonal vorgeschriebene Mietkosten. Gegenüber der Absicht des deutsch-schweizer Konkordats, über 55-jährige Studierte vorerst ohne Ausbildung zum Pfarramt zuzulassen, blieb man kritisch. Das universitäre Studium soll den Gemeinden weiterhin eine verlässliche Ausbildung der Pfarrpersonen garantieren. Verkürzte Ausbildungen werden schon mit dem Studiengang für Quereinsteigende Quest angeboten.

Wahlen
Es kam in diesem Jahr zu drei Änderungen im Vorstand. Der Präsident Richard Ladner (Hüttwilen-Nussbaumen), der Aktuar (Uwe Buschmaas (Sulgen-Kradolf) und Sandra Leuenberger-Wenger (Frauenfeld) traten zurück. Sie wurden durch Emanuel Memminger (Affeltrangen), Susi Kündig (Berlingen) und Natalie Mack (Weinfelden) ersetzt. So kann der Vorstand vollzählig und mit Pfarrpersonen mit verschiedenen Hintergründen ins neue Vereinsjahr. 

Thurgauer Professor in der Heimat
Orthodoxie als Inspiration für das heutige kirchliche Leben? Eine etwas ungewöhnliche Anfrage für den Kirchenhistoriker in Bern, Martin Sallmann. Er stammt selbst aus dem Thurgau (Amriswil) und nahm die Einladung darum gerne an. Der refomierten Orthodoxie (16.-18. Jh.) war wichtig, Ordnung zu haben, im Kirchenleben und in den Gemeinden. Anhand eines alten Bildes des Basler Münster machte der Referent deutlich, was das hiess: Klare geschlechtergetrennte Sitzordnung, besondere Plätze für leidtragende Männer und Frauen, ein Kasten für Almosenspenden in der Mitte, erhöhtes Gestühl für Verantwortungsträger, Ausrichtung auf die Kanzel. Alle sollten Anteil haben am kirchlichen Leben, alle sollten sich der Aufgabe christlicher Lebensführung bewusst sein. Das Hören auf das biblische Wort sollte allen wichtig sein. Das ginge auf diese, erzwungene Art heute nicht mehr, aber die Grundanliegen von Gemeinschaft, Ernstnehmen der Verkündigung und Wertschätzung der Bedürftigen legte der Thurgauer den Thurgauerinnen und Thurgauern auch für die Zukunft ans Herz.