Wander-Weg

(Diessenhofen – Paradies)

Diessenhofen, evangelische Stadtkirche St.Dionysius

Das Christentum hat an diesem Rheinübergang früh Fuss gefasst. Eine der ältesten Urkunden des Kantons Thurgau bezeugt hier schon 757 einen Priester. In romanischer Zeit bestand eine dreischiffi ge Basilika. Um 1500 wurden die heutigen Pfeiler anstelle der romanischen Bogen eingebaut und die drei Schiffe zu einer Hallenkirche hochgezogen. Die Reformation fand zahlreiche Anhänger; die Kirche diente fortan beiden Konfessionen bis 1967. 1838 wurde der alten Anlage ein neugotisches Gewand übergestülpt. Bauherr war damals die Bürgergemeinde. Erst 1872 ging die Kirche ins Eigentum der beiden Kirchgemeinden über. Nach verschiedenen Umbauten gewann der Raum 1968–72 die Geschlossenheit und Vornehmheit eines spätmittelalterlichen Sakralbaus zurück. In diesen Grundklang fügen sich die altehrwürdigen Grabplatten an den Wänden ebenso gut ein wie die modernen Glasgemälde von Gian Casty (1970). Einmalig für die ganze Region ist das die ganze Rückwand einnehmende Orgelwerk (Schwenkedel, 1972, Späth 1995/97) mit seinen in den Raum ragenden «spanischen Trompeten».

Diessenhofen, ehemalige Klosterkirche St.Katharinental

Graf Hartmann von Kyburg schenkte frommen Winterthurer Frauen diesen herrlichen Platz am Wasser, wo sie 1251 eine klösterliche Gemeinschaft begannen – ein Glied in der Kette geistlicher Zentren entlang dem Rhein: Feldbach, Klingenzell, Stein am Rhein, Wagenhausen, St.Katharinental, Paradies, Rheinau. Das Kloster erlebte um 1300 eine erste Hochblüte, überdauerte die Reformation und erstarkte wiederum im 18. Jahrhundert. Seit der Klosteraufhebung 1868 ist die ganze Anlage im Besitz des Kantons Thurgau. Die Kirche, von aussen recht unscheinbar, innen mit barocker Prachtentfaltung, entstand 1732–35. Die Kuppelbilder «Weihnachten», «Pfi ngsten» und «Abendmahl» verblüffen durch erstaunliche Perspektiven. Der Konstanzer Maler Jakob Karl Stauder hat sich selbst als Lautenspieler im Weihnachtsbild verewigt. Wer fi ndet ihn? St.Katharinental wird in seinem Gleichgewicht von Architektur und Ausstattung gerühmt als eines der ausgewogensten Gesamtkunstwerke des vorarlbergischschweizerischen Barock.

Paradies, ehemalige Klosterkirche St. Michael

«Paradies»: ein Synonym für Schönheit und Wonne! Den Namen erhielt der Ort, als 1253 der Graf von Kyburg den Nonnen eines Klösterchens bei Konstanz namens «Paradies» diesen Platz am Rhein schenkte, wo sie ein neues Kloster samt Kirche errichteten. Nach einem Brand 1587 wurde der heutige Bau ausgeführt. Kirchweihe 1602. Baumeister Eusebius Moosbrugger verwandelte 1726/27 den spätgotischen Raum in einen barocken Saal. Das Kloster besass nie grosse Reichtümer; in den Wirren der Revolutionsjahre verarmte es sogar gänzlich. Es wurde daher 1836, als nur noch zwei Nonnen dort lebten, als erstes thurgauisches Kloster aufgehoben. Die Kirche wurde der Gemeinde als Pfarrkirche überlassen. Nach längerem Mauerblümchendasein strahlt sie dank einer Renovation 2000/02 wieder auf zu altem Glanz. Die Heiterkeit der Decke kontrastiert mit dem dunklen Ernst der Altäre und der Kanzel. Ein Juwel unter den Thurgauer Kirchenräumen. «Das Paradies» macht seinem Namen alle Ehre!