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Aus dem Alltag einer Influencerin

Bei einer Weiterbildung der Fachstelle Kirche, Kind und Jugend konnten Jugendarbeiterinnen und -arbeiter einen Einblick in den Alltag einer Thurgauer Influencerin nehmen. Sie gab auch Tipps und Anregungen für den Einsatz Sozialer Medien für die kirchliche Jugendarbeit.

 

Wie kommt eine junge Frau aus einem ländlichen Dorf im Thurgau zu einer halben Million Follower auf Instagram? Genau diese Frage beantwortet Michèle Krüsi aus Braunau, die am 2. März 2022 extra aus Luzern angereist war. Im Begegnungszentrum Viva in Frauenfeld gab sie vor knapp 20 Jugendarbeiterinnen und Jugendarbeitern einen Einblick in ihre Arbeit. «Ich habe den Begriff Influencerin nicht so gerne, da dieser oft negativ besetzt ist», sagte Krüsi. Sie spricht daher lieber von Content Creator. Ihr Herz schlägt seit über 10 Jahren für Mode. Sie schaute sich gerne Modeblogs an und machte heimlich Fotos von ihren Outfits, die sie auf verschiedenen Plattformen online stellte. Als eine grössere Modekette eines ihrer Porträts für ein T-Shirt nutzte, ohne Einverständnis notabene, flog ihr Hobby auf. Die Reaktionen aus ihrem nächsten Umfeld seien zum Glück alle positiv gewesen. Ihr Mode-Blog lief so gut, dass die gelernte Polygraphin vor vier Jahren ihr Studium abbrach und ihren Job kündigte, um sich ganz auf diese neue Arbeit auf Instagram zu fokussieren. Inzwischen hat sie eine Fotografin engagiert und einen Manager, der sich um die Verhandlungen mit den Kooperationspartnern kümmert.

80 Prozent Administration, 20 Prozent kreative Arbeit
Wer aber meint, dass es mit ein paar Schnappschüssen von coolen Outfits getan ist, der irrt. Krüsi sagte dazu: «Die meiste Zeit nimmt die Administration in Anspruch. Computerarbeit, Verträge aushandeln, aber auch das Reporting, um herauszufinden, wie viele Leute ein Video erreicht hat und was gekauft wurde.» Zudem schreibt sie die Konzepte für ihre Beiträge meist selbst. Ihr liebster Teil der Arbeit, der kreative, nimmt gerade mal 20 Prozent in Anspruch. Es gilt, schöne Ort für die Aufnahmen zu suchen, Outfits zusammenzustellen und entsprechend zu kaufen. Zudem interagiert sie mit den Followern, antwortet, wenn sie etwas gepostet und darauf eine Reaktion oder Frage erhalten hat. «Das ist für ein gutes Profil enorm wichtig», sagte Krüsi. Sie macht sich konkrete Gedanken über ihr Zielpublikum und was dieses von ihr erwartet. So kommt es, dass für ein Video von knapp 10 Sekunden mehrere Stunden Arbeit dahinterstecken. 

Authentisch bleiben
Nach dem eindrücklichen Impulsreferat stellte Tagungsleiterin Flavia Hüberli, Leiterin der Fachstelle Start-up Kirche, die Frage, wie man Influencer für Gott und die Kirche werden kann. «Instagram sollte in der kirchlichen Jugendarbeit genutzt werden», sagte Hüberli, die damit eifriges Nicken erntete. Einig waren sich die Anwesenden in folgendem Punkt: Dieses Produkt, so kurz es auf Instagram auch daherkommt, muss sorgfältig und richtig gemacht sein. Die Erkenntnis lautet deshalb: Es bräuchte viel mehr Zeit, um solche Posts zu kreieren. Ausserdem liegt es nicht allen, aufwändige Storys oder Videos herzustellen. Auch wenn eine geeignete Person gefunden ist, braucht es immer wieder aktuelle Inhalte und Botschaften. «Nur Flyer zu posten bringt zu wenige Klicks, sprich Aufmerksamkeit», sagte Hüberli. Zudem soll das Zielpublikum klar definiert sein: Welche Altersgruppe wollen wir erreichen? Auch Michèle Krüsi räumte ein, dass es als Privatperson einfacher ist, ein Profil zu erstellen und damit Erfolg zu haben. Was sie als Tipp mit auf den Weg gab: Unbedingt authentisch bleiben und die Botschaften für ein breites Publikum auslegen.

Claudia Koch

Michèle Krüsi aus Braunau (l.) mit Flavia Hüberli an der Weiterbildung der Fachstelle Kirche, Kind und Jugend zum Thema Influencerin.

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