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Berührender Einblick in Kinderseelen

Menschen aus unterschiedlichen Nationen und Religionen beteten am Flüchtlingssonntag gemeinsam für Frieden und Achtung der Menschenwürde. Mit dem Gottesdienst in der Kirche Kurzrickenbach wurde die Ausstellung „Bilder auf der Flucht – Suche nach einem sicheren Ort“ in Kreuzlingen eröffnet. Die Zeichnungen von Flüchtlingskindern lassen erahnen, welche seelischen Erschütterungen die Kinder und Jugendlichen zu verarbeiten haben, aber auch und was für Hoffnungen und Träume sie hegen.

Die Ausstellung „Bilder auf der Flucht – Suche nach einem sicheren Ort“ in der Evangelischen Kirche Kurzrickenbach in Kreuzlingen und dem angrenzenden Haus Weisser dauert noch bis Freitag, 7. Juli 2018. Sie zeigt Zeichnungen, die Flüchtlingskinder und Jugendliche im Kaffeetreff von AGATHU zu Papier brachten. Möglich wurde dies dank dem Engagement von Freiwilligen der Arbeitsgruppe für Asylsuchende Thurgau AGATHU. Die Bilder lassen erahnen, welche seelischen Erschütterungen junge Menschen auf der Flucht zu verarbeiten haben und welche Hoffnungen und Träume sie hegen. Erschütternd sind die Bilder von der verlorenen Heimat oder Szenen von der Flucht. Ganz anders berühren Bilder mit Wunschträumen der jungen Flüchtlingsmenschen, die sich in so vielem nicht unterscheiden von den Themen, die auch Jugendliche in der Schweiz beschäftigen. Hans-Rudolf Müller, Kinder- und Jugendpsychiater, berichtet von der ehrenamtlichen Arbeit mit den Flüchtlingskindern: "Allein schon, dass wir ihre Zeichnungen entgegen nehmen und betrachten ist ein Zeichen der Wertschätzung. Wir sind es ihnen schuldig, die Bilder zu zeigen und wenigstens so an ihrem Schicksal teilzunehmen.
 

Beten für Achtung der Menschenwürde

„Wir wollen nicht nur über Gott und Religion sprechen, sondern miteinander ins Gebet gehen“, leitete der evangelische Pfarrer Damian Brot von der gastgebenden Kirchgemeinde Kreuzlingen und vom Begegnungsorts Open Place den Eröffnungsgottesdienst zur Ausstellung ein. Mit seiner Auslegung zu Matthäus 25 mit dem Jesuswort „Was ihr einem meiner geringsten Brüdern und Schwestern getan habt, habt ihr mir getan“, lud er ein, die persönlichen Beziehung mit Flüchtlingen aus der Sicht des Evangeliums zu reflektieren. Imam Rehan Neziri von der albanisch-islamischen Gemeinschaft in Kreuzlingen, betete für offene Herzen und den Geist der Geschwisterlichkeit unter den Menschen: „Gott, beschütze die Ehre und Würde der Menschen, die zur Flucht gezwungen sind und Zuflucht suchen.“ Bruno Schwaller, Pastoralassistent und katholischer Seelsorger am EVZ, verknüpfte Fluchtgeschichten aus dem Alten und Neuen Testament mit Worten von Bruder Niklaus von Flüe zu Werken der Barmherzigkeit und mit der persönlichen Glaubenshaltung in der Gegenwart. „Die Fluchtgründe sind die gleichen, wie zur Zeit des Moses oder der der Heiligen Familie. Sie kehrte von ihrer Flucht nach Ägypten zurück, als die Gefahr der hohen Kindersterblichkeit in Bethlehem gebannt war.“

Kirchenrätin Gerda Schärer zeigte sich beeindruckt vom interreligiösen Zusammenspiel, das unterstrichen wurde, indem Menschen unterschiedlicher Herkunft und Religion Gott in ihrer Muttersprache um Frieden auf der Welt und Schutz für Menschen auf der Flucht baten. "Tief bewegt hat mich auch die Schilderung des kurdischen Journalisten von der Flucht mit seiner Familie und der Angst ums nackte Überleben."

Geöffnet ist die Ausstellung im Open Place an der Bleichestrasse 11 (Haus Weiser) und der angrenzenden Kirche Kurzrickenbach jeweils dienstags und freitags von 9.00 bis 11.30 Uhr oder nach Absprache mit Pfarrer Damian Brot von Open Place unter damian.brot@evang-kreuzlingen.ch, Telefon 017 672 42 04 oder mit Kinder- und Jugendpsychiater Hans-Ruedi Müller unter hmueller@hin.ch.

Brunhilde Bergmann

Hans-Rudolf Müller, Kinder- und Jugendpsychiater: „Viele Flüchtlingskinder zeichnen Häuser. Ich sehe das als Ausdruck des Verlustes vom eigenen Daheim und dem Wunsch, endlich wieder einen sicheren Ort zu finden.“

Kinderpsychiater Hans-Rudolf Müller bei der Eröffnungsansprache im Open Place.

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