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Definitive Entscheidung über Musikfachstelle vertagt

Ob die bis Ende 2021 befristete Fachstelle Musik in der Kirche anschliessend als unbefristete Stelle der Landeskirche weiter geführt wird, darüber will die Synode nach knappem Entscheid erst im Herbst befinden. In der Diskussionsfrage über Legislaturziele des Kirchenrats brauchte es sogar den Stichentscheid der Präsidentin.

Die Synode vom 29. Juni 2020 tagte aufgrund der Corona-Massnahmen statt im Frauenfelder Rathaussaal in der Festhalle Rüegerholz.
Der Kirchenrat wollte die seit drei Jahren befristete Fachstelle Musik in der Kirche in eine unbefristete Fachstelle mit gleichbleibend 40 Stellenprozent überführen. Noch bis Ende 2021 teilen sich die beiden Musiker Jochen Kaiser und Oliver Wendel die Stelle zu je 20 Prozent, Kaiser für den Bereich klassische Kirchenmusik, Wendel für kirchliche Popularmusik. Noch sei zu vage, in welche Richtung sich die Finanzen entwickeln könnten. Deshalb beantragte die Geschäftsprüfungskommission GPK die Verschiebung des Beschlusses bis zur Verhandlung über das Budget 2021. Zudem schliesst sie mögliche Überschneidungen zu einer angedachten Stelle für kirchliche Erprobungsräume nicht aus. „Die Musikstelle einer Innovationsstelle gegenüber zu stellen, führt nicht zum Ziel.“, mahnt Kirchenratspräsident Pfarrer Wilfried Bührer. Christine Aus der Au, Frauenfeld, will den beiden Mitarbeitenden ein positives Signal aussenden: „Wir wollen euch und wir brauchen euch, damit ihr eure sehr gute Arbeit für unsere Kirche fortsetzen könnt!“. Unterstützung findet sie bei Pfarrerin Sabine Aschmann aus Schlatt: „Was sich bewährt, soll man weiterführen“ und Elsbeth Graf aus Berg: „Diese beiden Fachbereichsmitarbeiter sind fähig. Sogar sehr fähig.“ Die Mehrheit der zehn Wortmeldungen sieht keinen Grund, den Beschluss über eine definitive Zusammenarbeit auf später zu verschieben. Trotzdem setzte sich die GPK – wohl auch wegen des noch langen Zeitfensters bis Ende 2021 - hauchdünn mit 52 gegen 48 Stimmen durch.

Legislaturziele und Stichentscheid
Bernhard Rieder, Frauenfeld, und Diakon Stefan Keller, Tägerwilen-Gottlieben, wollten mit ihrer Motion den Kirchenrat verpflichten, für die neue Amtsdauer 2020 bis 2024 Legislaturziele vorzulegen. Ein Ansinnen, dem der Kirchenrat von der Zielsetzung her grundsätzlich zuzustimmen gewillt ist, es doch aus formalen Gründen ablehnt. Die Synode als Legislativorgan, könne den Kirchenrat nicht durch Beschluss verpflichten, für dessen Exekutivtätigkeit Legislaturziele zu formulieren. In seiner Antwort erklärt der Kirchenrat jedoch, dass er sich als Exekutivgremium vielmehr selbst verpflichten will, bis voraussichtlich zur Herbstsynode im November Legislaturziele zu erarbeiten. Diese will er der Synode zur Diskussion und Kenntnis, nicht jedoch zur Genehmigung vorzulegen. Daraufhin zogen Rieder und Keller ihre Motion zurück. Rieder beantragte jedoch - im Wissen, dass eine zurückgezogene Motion kein Recht auf Diskussionsbegehren begründet - trotzdem eine Diskussion, um zu erfahren, wie die Synodalen grundsätzlich zum Anliegen stehen. 49 stimmen dem Anliegen zu, 49 lehnten es ab. Ein Novum für Synodalpräsidentin Judith Hübscher, die nun den Stichentscheid zu fällen hatte: „Weil die Diskussion im November eh kommt, stimme ich für Ablehnung“.

Problematik ins öffentliche Bewusstsein gerückt
Der Jahresbericht wurde einstimmig angenommen. Die GPK freute sich, dass die Landeskirche mit der Publikation ihrer Schrift „Den Weg zu Ende gehen“ Agendasetting betreiben konnte: „Die Problematik rund um das selbstbestimmte Lebensende wurde in der Öffentlichkeit breit wahrgenommen“. Mehr Engagement wünscht sich GPK dagegen beim Bespielen der sozialen Medien. Positiv wertete sie die Vergabe des Diakoniepreises für innovative, nachhaltige Projekte und regte an, diesen Preis regelmässig zu vergeben.

Rekordüberschuss ist willkommene Reserve
Die Rechnung 2019 schliesst bei einem Aufwand von 6.254 Mio und einem Ertrag von 6.759 Mio. Franken um rund 613 000 Franken besser ab budgetiert. Gerechnet wurde mit einem Aufwandüberschusses von 108 500 Franken. Der Ertragsüberschuss von 504 554 Franken ist der Allzeit-Rekord und wird vollumfänglich dem Eigenkapital gutgeschrieben. Abgelehnt wurde der Antrag von Marlies Benoit, Ermatingen, 10 Prozent vom Gewinn für gemeinnützige Projekte bereitzustellen. „Mutig in der Nachfolge von Jesus Zeichen zu setzen“, wie von Ursula Mettler aus Berlingen formuliert, könne der Kirchenrat, „indem er diesbezüglich grosszügig budgetiert. Aber bitte über das ordentliche Budget, nicht über den Gewinn.“, so GPK-Präsident Pfarrer Dr. Andreas Gäumann, Steckborn. Der Mehrertrag ist auf höhere Steuereinnahmen und Minderausgaben zurückzuführen und willkommene Reserve für die Auswirkung der Steuerreform in Kombination mit der Corona-Krise, welche die Landeskirche mit Verzögerung auf sich zukommen sieht.

Michael Raduner neuer GPK-Präsident
GPK-Präsident Pfarrer Dr. Andreas Gäumann, Steckborn, hat nach 10 Jahren seinen Rücktritt aus der GPK eingereicht. Als neuer Seelsorger am Kantonalgefängnis und am Massnahmenzentrum Kalchrain möchte er mögliche Interessenkollisionen vermeiden. Die Synode wählte Michael Raduner aus Horn, bisher GPK-Mitglied, neu ins GPK-Präsidium. Das dadurch frei gewordene Amt als GPK-Mitglied besetzt neu Bernhard Rieder aus Frauenfeld. Im Synodegottesdienst, der ebenfalls in der Rüegerholzhalle stattfand, wurden Hanspeter Heeb als neuer Kirchenrat und Pfarrer Andreas Gäumann als neuer Gefängnisseelsorger in ihr Amt eingesetzt. Die Kollekte war für die Thurgauische Evangelische Frauenhilfe TEF bestimmt.

Corona- und EKS-Krise
Der Kirchensonntag wird voraussichtlich im Mai oder Juni 2022 stattfinden, das ist ein Jahr später als im vorgesehenen Vier-Jahresturnus. Die Gesprächssynode wurde Corona-bedingt ebenfalls um ein Jahr auf den 23. August 2021 verschoben. Pfarrer Dr. Christian Herrmann, Gachnang, lobte als wertvolle Unterstützung für die Kirchgemeinden während der Corona-Zeit die ausgezeichnete Arbeit des Kirchenrats und des Aktuars Ernst Ritzi, was mit Applaus quittiert wurde. Allerdings vermisste er seit Ostern die öffentliche Präsenz der EKS: „Wo war während der schwierigsten Corona-Zeit die EKS spürbar?“ Auch Synodepräsidentin Judith Hübscher betonte: „Anders als das Vakuum auf nationaler Ebene, ist das Engagement der Kantonalkirche und ihre enge Zusammenarbeit mit den Kirchgemeinden rund um sehr positiv wahrgenommen worden.“ Kirchenrätin und EKS-Ratsmitglied Ruth Pfister, konnte über die hilfreiche  Arbeit einer sofort gebildeten Task-Force für Schutzmassnahmen orientieren und über die gute Zusammenarbeit mit den Mitgliedkirchen. Kirchenratspräsident und EKS-Synodemitglied Pfarrer Wilfried Bührer bedauert, dass durch den Skandal, die Startphase der EKS „jämmerlich schiefgelaufen“ sei, will aber nach wie vor einstehen für den demokratisch aufgegleisten EKS-Prozess: „Gerade wir als Thurgauer Kirche und kleinere Landeskirchen müssen ein grosses Interesse daran haben, den begonnenen Prozess weiterzuführen und nicht zwischen den grossen Kirchen unterzugehen.“

Brunhilde Bergmann

Siehe auch Synode verabschiedet sich von Kirchenrat Rolf Bertholdi
 

Anerkennung für die wertvolle Unterstützung der Kirchgemeinden in der Corona-Krise durch den Kirchenrat und den Aktuar.

Der Synodegottesdienst in der Rüegerholzhalle wurde musikalisch begleitet von Alphornist Samuel Kunz; hier mit Kirchenratspräsident Pfarrer Wilfried Bührer, der das Unser Vater singt.

Pfarrer Andreas Gäumann wird im Gottesdienst in sein Amt als Gefängnisseelsorger eingesetzt.

Amtseinsetzung des neuen Kirchenrats Hanspeter Heeb im Synodegottesdienst.

Michael Raduner aus Horn wurde zum GPK-Präsident gewählt.

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