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Förderung von Musik und von kirchlichen Erprobungsräumen

Die Synode ebnet den Weg zur Erprobung von kirchlicher Gemeinschaft ausserhalb des konventionellen Rahmens und führt die gut etablierte Musikfachstelle definitiv weiter. Sie nimmt die Legislaturziele des Kirchenrats wohlwollend zur Kenntnis.

Der Evangelische Kirchenrat hat Legislaturziele formuliert und darin Grundsatzüberlegungen für das Wirken der Landeskirche nach innen und aussen zusammengefasst. Die Legislaturziele dienen dem Kirchenrat als Arbeitsinstrument und orientieren die Synode über voraussichtlich anstehende Themen in nächster Zeit. Der Kirchenrat will mit den Diensten der landeskirchlichen Fachstellen verstärkt in die Gemeinden gehen, Freiwillige im diakonischen Engagement fördern und den jüngst begonnenen Gedankenaustausch mit jungen Erwachsenen fix in die Agenda aufnehmen. Pfarrer Paul Wellauer, Bischofszell, äusserte sich namens der Geschäftsprüfungskommission GPK der Synode glücklich, dass der Kirchenrat nebst dem Verwalten auch das Gestalten im Blick hat. Seinen Kritikpunkt, dass bei der Kontaktpflege nach aussen die Wirtschaftsvertreter nicht vergessen werden sollen, nahm Kirchenratspräsident Pfarrer Wilfried Bührer dankend entgegen. Unter Punkt „Stellungnahme zu aktuellen Fragen“ warnten Ruedi Keller, Berg, und Pfarrer Dr. Christian Herrmann, Gachnang, vor einer Verpolitisierung. Der Kirchenrat solle sich mit Abstimmungsempfehlungen zurückhalten, was Kirchenratspräsident Bührer grundsätzlich befürwortete. „Wir geben keine Stimmempfehlung, nur Denkanregung."

Musik: Kern und Herzenssache
Die provisorische Fachstelle Musik in der Kirche wird wie vom Kirchenrat beantragt dauerhaft eingeführt. Bernhard Rieder, Frauenfeld, unterlag mit seinem Gegenantrag auf Abschaffung per Ende 2021, ebenso der Ergänzungsantrag von Diakon Stefan Keller, Tägerwilen-Gottlieben, der Rieders Argumente aufgriff, doch die Stelle bis Ende 2026 als Provisorium weiterführen wollte. Wie alle der 14 Wortmeldungen, mass Rieder der Kirchenmusik hohe Bedeutung bei, doch fürchtete er mit der aktuellen Aufteilung in die Bereiche klassische Musik und Popularmusik eine Zementierung des "Grabens" zwischen den beiden Musikstilrichtungen. Zudem: „Mit zwei Kleinpensen zu je 20 Prozent ist eine nachhaltige Förderung in den Gemeinden nicht wirklich möglich." Kein Musikgehör hatten die 12 weiteren Wortmeldungen für Rieders Begründung, die Landeskirchliche solle sich stattdessen an den Kurskosten für die Aus- und Weiterbildung an den Kirchenmusikschulen beteiligen, Projekte auf Mandatsebene durchführen und die Vernetzung unter den Kirchgemeinden fördern. Den hohen Stellenwert der Kirchenmusik betonten alle. Die Musikfachstelle sei gut etabliert und die ausgezeichnete Arbeit und Zusammenarbeit der beiden Stelleninhaber würde in den Kirchgemeinden sehr geschätzt, bezeugten viele Voten. Musik als Herzensangelegenheit sei auf diese Beziehungsebene angewiesen, auf Mandatsbasis würde das nicht spielen. Pfarrer Haru Vetsch, Frauenfeld, machte sich für eine definitive Stelle stark: „Musik und Gesang prägt unser Feiern. Es ist mir unerklärlich, dass dieser essentielle Bestandteil immer wieder aufgeschoben werden soll“.

Rote Null
Das Budget 2021 wurde einstimmig genehmigt, der Zentralsteuerfuss unverändert auf 2,5 Prozent festgelegt. Der Voranschlag geht bei Einnahmen und Ausgaben im Volumen von 6.4 Millionen Franken von einem Aufwandüberschuss von Fr. 64'325.- aus. Trotz absehbarer Verknappung der Mittel infolge Einnahmerückgang durch Corona-Krise, Steuergesetzrevision und Rückgang der Mitgliederzahlen, will die Landeskirche Neues erproben.

Befristete Stelle für neue Kirchenformen
Mit nur einer Gegenstimme und einer Enthaltung sprach sich die Synode für die Schaffung einer 50-Prozent-Stelle zur Förderung von Erprobungsräumen aus. Die Fachstelle soll neue kirchliche Angebote entwickeln, anstossen und Kirchgemeinden begleiten, die ein Gefäss für neues Gemeinschaftsleben schaffen möchten, in dem Glaube, Spiritualität und diakonische Gemeinschaft auf unkonventionelle Art gelebt werden kann. Kirchgemeinden könnten mit Anliegen einer neuen kirchlichen Basis überfordert sein. Diakon Hanspeter Rissi, der in seiner Kirchgemeinde Kreuzlingen bereits Erfahrung mit dem Projekt „Open Place“ hat, bat eindringlich: „Öffnen Sie Ihr Herz ganz weit, auch wenn die Menschen, die kommen, nicht Ihrem Bild von Kirche entsprechen“. Pfarrer Gerrit Saamer, Egnach, begrüsst, dass Kirche auf diese Art in die Zukunft denkt, doch bekundet Mühe mit dem „Marketing-Begriff“ Start-up Kirche: „Marketing wollen wir ja eben nicht, ein Name der auf lebendige Gemeinschaft hinweist, wäre wohl passender“. Die Stelle ist vorerst auf fünf Jahre befristet. Nach Ablauf von drei Jahren ab der ersten Stellenbesetzung soll die Arbeit evaluiert werden. Bernhard Rieder regte die zeitnahe Ausarbeitung von Kriterien für die Messbarkeit des Erfolgs an.

Weg frei für Anlaufstelle bei sexuellen Grenzverletzungen
Die Synode diskutierte das vom Kirchenrat vorgelegte Konzept «Achtsam Kirche sein mit Leib und Seele». Damit die darin enthaltenen Präventionsmassnahmen vor sexuellen Grenzverletzungen umgesetzt werden können, passte die Synode personalrechtliche Vorschriften an und schuf die Grundlage für die Einrichtung einer Anlaufstelle bei sexuellen Grenzverletzungen.

Kirchgemeinden frei für neues Erscheinungsbild
Der Kirchenrat hat entschieden, das neue Erscheinungsbild der Landeskirche, dem Logo „Kreuz im Licht“ der Evangelisch-reformierten Kirche Schweiz EKS anzugleichen. Er würde es begrüssen, wenn auch die Kirchgemeinden diesem Schritt folgen würden. Aufgrund der Vernehmlassung bei den Kirchgemeinden will er aber nicht von seinem Recht Gebrauch machen, die Kirchgemeinden dazu zu verpflichten. Kirchgemeinden, die den einheitlichen grafischen Auftritt von EKS und Thurgauer Landeskirche ebenfalls für sich übernehmen wollen, möchte der Kirchenrat jedoch unterstützen und ihnen die Vorlagen zur Verfügung stellen, was von der Synode nach langer Diskussion mit grosser Mehrheit bewilligt wurde. Markus Ibig, Bischofszell, konnte sich mit seinem Antrag, alle Kirchgemeinden auf das neue Logo zu verpflichten, nicht durchsetzen.

Feld offen für Kandidaturen zur Präsidiumsnachfolge
Einstimmig und ohne Diskussion - dafür mit viel Beifall für die geleistete Arbeit - erhöhte die Synode das Gesamtpensum des Kirchenrats von 165 auf 180 Prozent und das des Aktuariats von 90 auf 100 Prozent. Die Pensenänderung gilt per Januar 2021. Mit Blick auf die bevorstehende Ersatzwahl hatte Pfarrer Dr. Andreas Gäumann, Arbon, die Motion „Alle Wahlmöglichkeiten für das Kirchenratspräsidium“ eingereicht. Mit der dringlich erklärten Motion sind nun alle Mitglieder der Evangelischen Landeskirche im Thurgau ins Kirchenratspräsidium wählbar.

Dr. Mirjam Loos wurde im Synodegottesdienst, den Pfarrer Jann Flütsch aus Bussnang hielt, von Kirchenrätin Ruth Pfister in die Fachstelle Religionsunterricht eingesetzt.

Brunhilde Bergmann

Die Synode fand unter Schutzvorkehrungen in der Festhalle Rueggerholz in Frauenfeld statt.

Dr. Mirjam Loos wurde im Synodegottesdienst von Kirchenrätin Ruth Pfister in die Fachstelle Religionsunterricht eingesetzt.

Gastreferent Pfarrer Ruedi Gebhard sprach über seinem Artikel „Frei und fromm - Konflikte um Liberalismus, Glaubensbekenntnis und Einheit der Kirche“, der anlässlich des 150-Jahr Jubiläums beider Landeskirchen im Buch „Zwei Himmel über dem Thurgau“ erschienen ist.

Pfarrer Andreas Gäumann begründet seine Motion, die das Kandidatenfeld für die Ersatzwahl ins Kirchenratspräsidium erweitern soll.

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