Vor dem Eingang der evangelischen Kirche in Berlingen begrüsste Pfarrerin Susi Kündig zusammen mit Regionaldekan Arno Stöckle die zahlreichen Gäste des Einsetzungsgottesdienstes. Der Dekan sprach darauf in der Kirche zur Festgemeinde und freut sich, dass die Kirchgemeinde wieder eine Pfarrperson gefunden hat. Seit Susi Kündig in Berlingen wohne, dauerten ihre Gänge durch das Dorf deutlich länger als geplant, da sie oft angesprochen werde und sich auch Zeit für die Menschen nehme. Der vom kürzlichen ökumenischen Kirchentag in Karlsruhe beeindruckte Dekan Stöckle beschwor die Gemeinschaft, die er dort erlebte, mit dem Bild eines grossen Tisches in einer Wohngemeinschaft, an der alle zum Essen, Reden, aber auch zum Streiten zusammenkommen. Vom Kirchentag hatte er das Lied «Who is my mother?» mitgebracht, das solistisch sehr schön vorgetragen wurde.
Pfarrerin in Kirchgemeinde und Neutal
Nun ging es weiter in der «Installation» der neuen Pfarrerin, wozu das humorige Wort vom «Stallgeruch» von Dekan Stöckle zum Einsatz kam. Dabei wurde auch erwähnt, dass die neue Pfarrerin zu 60 Prozent bei der Kirchgemeinde und zu 20 Prozent von der Landeskirche für die Geriatrische Rehaklinik Tertianum Neutal angestellt sei. Schliesslich wandte sich der Dekan an die Kirchenvorsteherschaft: Sie sollen die Pfarrerin unterstützen, aber nicht von ihr verlangen, dass sie nach ihrem Mund rede, denn sie sei nicht der Behörde verpflichtet, sondern Christus.
Menschen berühren
Rosetta Läubli von der Berlinger Kirchenbehörde war schon zwei Wochen zuvor bei der feierlichen Ordination in Gachnang dabei — und dabei zur Wahl der neuen Pfarrerin gratuliert worden: Sie berühre Menschen und strahle eine tiefe Liebe aus. Der Berlinger Kirchenpräsident Simon Schärer überreichte der Pfarrerin als «Meilenstein» einen gut zweihandgrossen Brocken eines grünen Serpentinits, der vor rund 200 Millionen Jahren unter dem damals noch grossen Ozean zwischen Afrika und Europa entstanden sei. Durch Handschlag wurde die Pfarrerin von der Behörde aufgenommen.
Klare Worte schaffen Klarheit
In ihrer Predigt interpretierte Pfarrerin Kündig die Abkürzung «www» als «weil Worte wirken». Sie habe kürzlich gelernt, dass es auch unter Bäumen ein «Wald weites Netz» mit Hilfe der Pilze gebe. Sie bezeichnete den Menschen als Beziehungswesen, der die gesprochene Sprache, aber auch die Gesten und nonverbalen Äusserungen brauche. Klare Worte könnten Klarheit schaffen, gemäss Bibel goldene Äpfel in einer silbernen Prunkschale. Doch Worte könnten auch verletzen oder falsch verstanden werden. Der Rat des Apostels Paulus: Bleibe auf dem Weg der Liebe und trachte nach dem, was der Erbauung der Gemeinde dient. Die verschiedenen Arten, Sprache aufzufassen, ist eine Chance. Kündig empfiehlt Wertschätzung, Achtung und Respekt, «weil Worte wirken». Pfarrerin Kündig, Kirchenrat Lukas Weinhold und Dekan Arno Stöckle erteilten der Gemeinde schliesslich den Segen. Die Pfarrerin dankte allen Anwesenden, ihren Kindern und Eltern, aber auch der Organistin Verena Koch, der Cellistin und Pianistin Salome Scherrer sowie Gerda Schärer und Carolin Schmid (Querflöte).
Alfred Lanz
Kommentare (0)
Keine Kommentare gefunden!