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Leinwandheld Zwingli fordert zum Nachdenken heraus

Was kann einem das Leben des Reformators Ulrich Zwingli heute noch, 500 Jahre nach seinem Antritt als Leutpriester in Zürich, noch sagen? Dieser Frage spürte «Tecum», das Zentrum für Spiritualität Bildung und Gemeindebau in der Kartause Ittingen am Sonntagabend, anhand zweier Vorführungen des aktuellen Zwingli-Filmes von Stefan Haupt, im Frauenfelder Cinema Luna nach.

Regisseur Haupt war selbst zugegen und beantwortete im Anschluss an den Film Fragen über den Streifen und Zwingli an sich, welche vom «Tecum»-Leiter Thomas Bachofner oder dem Publikum gestellt wurden.

Das ganze Geld ging an «Zwingli»
Für ihn als Regisseur sei es vor allem enorm wichtig, dass «der Film gut ist», erklärte Haupt, als er gefragt wurde, wie er über den Publikumsansturm denke, den sein «Zwingli» soeben landauf, landab erfahre. «An den Publikumszahlen haben vor allem die Produzenten ihre Freude». Er selbst sei eher zufällig zum 6-Millionen-Projekt gestossen: «Ich wollte Geld für einen anderen Film auftreiben und bekam überall zu hören, dass alle Mittel praktisch in den Zwingli-Film flössen, dabei hatte ich von dem Projekt noch gar nicht gehört», so Haupt.

Humorvoll und ernsthaft zugleich
Die latente Schwierigkeit bei einem historischen Film sei, dass man die damaligen Geschehnisse nicht mit dem heutigen Wissen und modernen Wertvorstellungen bewerten solle. Denn vieles, was heute als übermässig brutal und roh erscheine, sei im 16. Jahrhundert völlig normal gewesen. So sei Zwingli keineswegs für ihn ein Pazifist gewesen (er kam ja auch selbst in der Schlacht um), wohl aber ein Gegner des Söldnertums. «Krieg für eine gerechte Sache lag bei Zwingli auf jeden Fall drin», so Haupt. Im Grunde seines Wesens sei Zwingli aber ein Diplomat gewesen, der jedoch nicht nur den Widerstand der Altgläubigen aushalten musste, sondern auch die Tatsache, dass er mit den Jahren» von radikalen Reformern links überholt wurde». Dennoch denke er, so Haupt, dass der Toggenburger Bauernsohn eine «humorvolle, lebensoffene und auch urbane Figur» gewesen sei, die vor allem eine Verhaltensweise ausgezeichnet hat: «Sie hat ernst genommen, was in der Bibel stand».

Menschliche Seite Zwinglis wirkt fort
Auch die Frage, ob Zwinglis Charakter im Film nicht «zu weichgespült» daherkomme, wurde gestellt – und von Haupt bejaht. Allerdings habe man auch gewissen Verlockungen erfolgreich widerstanden. So sei dies weder ein Film über einen reformierten Nationalhelden geworden, noch Zwingli als eine Art Rächerfigur dargestellt worden. Vielmehr mache der Film deutlich, dass viele Verbesserungen für das Zürcher Volk – wie die Gründungen von Schulen, Armenspeisungen und Spitälern – durchaus auch auf Zwinglis Initiative zurückzuführen seien. Gerade dieses bildungs- und demokratiefreundliche Wirken sei es, was, neben der Reformation, Zwinglis Wirken bis heute für viele greifbar mache.

Christof Lampart

Der Regisseur des Zwingli-Filmes Stefan Haupt, rechts, mit Tecum-Leiter Thomas Bachofner im Cinema Luna in Frauenfeld

Jael Dietz, Eschlikon«Ich finde es spannend, wie man Zwinglis Leben filmisch umgesetzt hat. Ich habe vieles zuvor nicht gewusst, auch wenn wir das Leben Zwinglis schon in der Schule behandelt hatten.»

Linda Krähenbühl, Matzingen:«Die schauspielerischen Leistungen sind sehr beeindruckend und ich halte «Zwingli» für einen der besten Schweizer Filme der letzten Jahre, den man sich unbedingt anschauen sollte».

Nicola Dietz, Eschlikon:«Ich war schon im «Zwingli»-Haus in Wildhaus, weshalb mich der Film interessierte. Die schwierigen politischen und religiösen Kämpfe in und um Zürich sind sehr gut und packend dargestellt».

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