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Musikalische Meditation mit Anselm Grün

Der Benediktinerpater deutete in der ausverkaufen Remise der Kartause Ittingen Feste des Kirchenjahres. Ergriffen liessen sich die Männer und Frauen auf eigene innere Bilder ein und spürten etwas von der darin liegenden Kraft. Die Veranstaltung wurde organisiert von Tecum, dem Zentrum für Spiritualität, Bildung und Gemeindebau und der Fachstelle Kirchliche Erwachsenenbildung der Katholischen Landeskirche Thurgau.

Über seinem schwarzen Habit trägt er eine gelbe Stola. Auf der rechten Seite scheinen rote Flammen des Heiligen Geistes dem Weinstock empor zu züngeln. Der Gast in der Kartause spricht ruhig, ohne Pathos und Manuskript. Er ist ganz konzentriert, strahlt Wärme und eine innere Heiterkeit aus.
Starke Worte gleich zu Beginn: «Die Sucht ist verdrängte Sehnsucht und Suche nach Liebe und Geborgenheit. Sucht kann nur behandelt werden, wenn sie in Sehnsucht verwandelt wird». Doch die Sucht wolle diese Gefühle sofort herbei rufen durch Drogen und Alkohol. «Durch die Kirchenfeste gelangen wir wieder in Einklang mit der Natur, können uns auf sie einlassen und ihre heilsame Kraft erfahren», steht in der Ankündigung des Anlasses. Anselm Grün berichtet über Feste und Festzeiten des Kirchenjahrs, die an den Tod und die Auferstehung Jesu erinnern. Reiht Bilder aus der Bibel und der christlichen Mystik mit Teilen der Psychologie aneinander.

Feste als Lebenshilfe
Der Pater erwähnt heilende Bilder, die uns guttun. Musik ist wichtig, denn: «Jedes Fest hat eine eigene Musik, sie schafft einen emotionalen Raum, hilft uns mit uns selber in Berührung zu kommen». Hans-Jürgen Hufeisen, begleitet vom Pianisten Thomas Strauß setzt diese Bilder auf seiner Blockflöte in Töne um. Das Gemüt folgt ihnen, es wird leichter ums Herz. «Ich bin nicht gut genug, erfüllte die Erwartungen nicht». Viele Menschen tragen belastende Erfahrungen mit sich. Anselm Grün verweist auf das «göttliche Kind in uns, das weiss, was für uns gut ist». Das Publikum folgt seiner Aufforderung, steht auf, kreuzt die Arme vor der Brust, während der Geistliche die Worte spricht, «ich umarme das verletzte Kind in mir». Eine Ahnung von der Kraft die Rituale in sich haben wird dabei spürbar.

Musik berührt
Während die Musiker «Jesu bleibet meine Freude» spielen, breitet sich an der Decke der Remise eine heilige, heitere Ruhe aus. «Musik kann Leid verwandeln», sagt Grün und berichtet, dass Bach ein Kind verloren hatte, als er dieses Stück komponierte. «Guten Abend, gut' Nacht», das Wiegelied zum Abschluss, zaubert vielen ein stilles, Lächeln ins Gesicht. Erinnerungen an vergangene Kindertage. «Sie dürfen gerne mitsummen», fordert Hufeisen auf. Mutige trauen sich sogar mit zu singen. «Schlüpf unter die Deck, morgen früh, wenn Gott will, wirst du wieder geweckt». - Der Musiker legt seine Flöte auf einen Stuhl, zieht seine Jacke aus und deckt das Instrument damit zu.
Pater Anselm macht sich auf den Heimweg in die Abtei Münsterschwarzach bei Würzburg. Drei Stunden 40 Minuten Fahrzeit durch die Nacht liegen vor ihm. Morgens um sechs wird er wieder mit seinen Mitbrüdern am Chorgebet teilnehmen. Woher nimmt der 74-Jährige die Kraft jährlich über 200 Vortragsreisen zu absolvieren? - «Es gibt mir Energie, wenn die Menschen sich ansprechen lassen», sagt er.

Christine Luley

Pianist Thomas Strauß und Flötenvirtuose Hans-Jürgen Hufeisen setzen die Bilder von Anselm Grüng musikalisch um.

Pater Anselm Grün

alle Bilder von Christine Lulei

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