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Neuer Lehrplan Religionsunterricht in der Vernehmlassung

Der Evangelische Kirchenrat hat den Entwurf zum neuen Lehrplan für den Religionsunterricht in die Vernehmlassung gegeben. Der Lehrplan folgt einem Perspektivenwechsel und basiert analog zum Volksschullehrplan auf kompetenzorientiertem Unterricht. Er gilt für den konfessionellen wie für den ökumenischen Religionsunterricht.

Der neue Lehrplan für den kirchlich verantworteten Religionsunterricht -die konfessionelle Glaubenslehre, wie es in der Verordnung zum Thurgauer Volksschulgesetz heisst- soll ab Sommer 2021 mit einer noch festzulegenden Übergangszeit in Kraft gesetzt werden. Der Evangelische Kirchenrat hat letzte Woche die Thurgauer Kirchgemeinden und Verbände zur Vernehmlassung eingeladen. Sie haben bis zum 15. Juli Zeit für ihre Stellungnahme. Der neue Lehrplan ist ökumenisch ausgerichtet und kompetenzorientiert. Er ersetzt den konfessionellen, stoffzentrierten Lehrplan der evangelischen Landeskirche Thurgau von 2012. Behördenverantwortliche, Pfarrpersonen, Diakone und Katechetinnen, werden die Vorlage eingehend studieren und ihre Meinung einfliessen lassen. Der neue Lehrplan passt sich dem neuen, kompetenzorientierten Lehrplan Volksschule Thurgau von 2016 an, der seinerseits auf dem gesamtschweizerischen Lehrplan 21 basiert.

Perspektivenwechsel
Während sich der geltende Lehrplan am Lehrstoff mit definierten Lernzielen orientiert, folgt der neue kompetenzorientierte Lehrplan einem Perspektivenwechsel. Die Aufgabenstellungen nach religions-pädagogischen Grundsätzen beziehen die Lebenswelt der Schülerinnen und Schüler noch stärker als bisher ein. Sie berücksichtigen individuelle Ressourcen, kognitives Verständnis, wie auch die praktische und gestalterische Fähigkeit. Der Unterricht will die Kinder und Jugendlichen zur eigenen Urteilsfähigkeit hinführen und sie befähigen, ihre Mitwelt aktiv zu gestalten.

Alltagsnahe Glaubenskompetenz als Lebenshilfe
Der neue Lehrplan bringt mehr biblische Bezüge als die jetzigen Stoffpläne. Im Religionsunterricht sollen die Schülerinnen und Schüler in ihren unterschiedlichen Lebenswelten noch stärker in den Fokus rücken und der Inhalt mit ihrem Leben verknüpft werden. So soll die Neugier auf den Glauben und die Freude daran als Lebenshilfe gefördert werden. Eine alltagsnahe Glaubenskompetenz kann ihnen den Umgang mit der weltanschaulichen Vielfalt erleichtern. Um diese zu erlangen, formuliert der Religionslehrplan sechs unterschiedliche Kompetenzbereiche, die für die Gestaltung einer selbstbestimmten, religiösen Glaubensbiografie hilfreich sind. Die Kirchen möchten Kinder und Jugendliche darin unterstützen, in der kulturellen und religiösen Vielfalt zu ihrer eigenen Identität zu finden, Werte zu vertreten und eine Ausdrucksfähigkeit zu entwickeln. Gemeinschaft aufbauen, den Glauben zu feiern und Spiritualität zu leben sind drei weitere Kompetenzen. Der Evangelische Kirchenrat schlägt einen zusätzlichen, siebten Kompetenzbereich vor: Erarbeiten eines vertieften Bibelverständnisses. Er ist gespannt, wie seine Anregung in der Vernehmlassung aufgenommen wird.

Ökumenisch und konfessionell
Der neue Lehrplan gilt für beide Landeskirchen, das heisst, er kann sowohl für den konfessionellen wie für den ökumenischen Religionsunterricht im Kanton Thurgau verwendet werden. Im Auftrag vom Katholischen und Evangelischen Kirchenrat hat sich eine ökumenische Projektgruppe zwei Jahre lang intensiv mit der Ausarbeitung des Entwurfs befasst. Seitens der Evangelischen Landeskirche wirkten dabei Pfarrer Tobias Arni, Fachstellenleiter Religionsunterricht, Monika Pallmann, Unterrichtsbesuche und Beratung, sowie die beiden Katechetinnen Ingrid Häberlin und Rahel Frei mit.

Weiterbildungsangebote
Lehrplan und Umsetzungshilfen auf allen Arbeitsebenen stehen digital zur Verfügung. Was es bedeutet, kompetenzorientiert zu unterrichten, dazu werden neben der Einführung des webbasierten Lehrplans auch Weiterbildungen für Religionslehrpersonen angeboten, die stofforientiert nach aktuellem Lehrplan unterrichten. Die aktuellen Ausbildungen für Katechetinnen und Katecheten sind jetzt bereits kompetenzorientiert gestaltet.

Brunhilde Bergmann

In einer multiethnischen Gesellschaft kann eine alltagsnahe Glaubenskompetenz den Schülerinnen und Schülern den Umgang mit der weltanschaulichen Vielfalt erleichtern.

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