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Nicht nur «Oh du fröhliche»…

Weihnachten in Zeiten des Krieges in Europa – ein immenses Spannungsfeld. Das Historische Museum Bischofszell wagt sich an die Thematik heran und zeigt vom 25. November 2022 bis 29. Januar 2023 die aussergewöhnliche Weihnachts-Sonderschau «Nicht nur ‹Oh du fröhliche›…».

 

Seit mehr als 40 Jahren sammelt Alfred Dünnenberger aus Baar (ZG) Gegenstände rund um Weihnachten. Sein ganzes Haus ist voll von Christbaumschmuck, Adventskalendern und historischen Erinnerungsstücken, die ihresgleichen suchen. Nun gestaltet er erstmals eine historische Weihnachtausstellung in der Ostschweiz – eine ganze besondere, denn, so Dünnenberger: «Der Ukrainekrieg in nächster Nähe machte mir schlagartig deutlich, dass die Präsentation von ‹heiler› Weihnacht dieses Jahr nicht angebracht ist.»

Soldaten statt Engel
Dünnenberger überlegte sich in der Folge, wie er mit seinen zum Nachdenken anregenden weihnachtlichen Zeitdokumenten etwas ganz Spezielles zusammenstellen könnte, das sich thematisch an die Problematik des Ukrainekriegs anlehnt – denn: «In früheren Zeiten, als nationale Werte zu festigen oder gar zu verteidigen waren, war es plötzlich selbstverständlich, den Christbaum mit patriotisch aufgeladenen Objekten zu schmücken.» Man habe sprichwörtlich «Flagge gezeigt» und den glitzernden Baum und die Engel «ohne Hemmung mit Soldaten und Heerführern samt martialischem Kriegsgerät ergänzt». Wenn dann «erhabene Ziele» erreicht worden seien, habe der Christbaum auch schon mal zu einem «eigentlichen Siegesbaum mutieren können». Zum christlichen Fest der Liebe sei auch die Opferbereitschaft der eigenen Bevölkerung idealisiert worden. Dünnenberger spricht Klartext: «Weihnachten wurde für die psychologische Kriegsführung eingesetzt.»

Weihnachtliche Magie erleben
Mit seinen Objekten will Dünnenberger eine Zeit lebendig werden lassen, «in der die Welt noch mehrheitlich durch Grossfamilien, Kleinräumigkeit, Nachhaltigkeit und christlichem Glauben geprägt war». Unter den seltenen Gegenständen befinden sich Raritäten wie Adventskalender, Nikoläuse, Engel, Christbaumschmuck und Krippen. Trotz Krieg – viele Stücke zeugen von der weihnachtlichen Magie. Die Ausstellung von Alfred Dünnenberger erzählt Geschichten aus der Entwicklung des Weihnachtsfests – von Jesu’ Geburt bis ins 20. Jahrhundert. Neben weihnachtlichen Raritäten gibt es viele Anekdoten zu entdecken.

Von Zuckerware bis Faulenzer-Krippen
Die Ausstellung ist in fünf Themenbereiche gegliedert. Man erfährt zum Beispiel, wer den Adventskalender erfunden hat, warum jahrhundertalte Zuckerware bis heute überdauert hat, oder wie sich der Christbaumschmuck im Laufe der Jahre und Jahrhunderte verändert hat. Besonders eindrücklich sind jene Geschichten, die wieder lebendig werden, als frühere Kriegsgegner einst an der Front gemeinsam Weihnachten feierten. Mit seinen «Faulenzer-Krippen» weckt Dünnenberger zudem die Neugier auf eine ganz andere Art.

Weihnachtsbotschaft neu entdecken
Am Sonntag, 11. Dezember 2022, findet zudem um 17 Uhr eine Weihnachtsfeier statt, die das Spannungsfeld von Krieg und Frieden lebensnah aufgreift. Welche Kraft die Weihnachtsbotschaft gerade in schwierigen Zeiten entfalten kann, wird auch an der weihnachtlichen Feier beleuchtet. «Mir hat der Mix zwischen besinnlicher und aufrüttelnder Weihnachtsbotschaft sofort zugesagt», erzählt Christina Aus der Au, Kirchenratspräsidentin der Evangelischen Landeskirche Thurgau. Sie wolle im Museum der Frage nachgehen, wie Weihnachten es schaffe, auch ausserhalb der Kirche Emotionen und die Hoffnung auf eine bessere Welt zu wecken. Im Rahmen der ökumenischen Feier wird sie Aussteller Alfred Dünnenberger und Museumspräsident Pius Biedermann «auf den Zahn fühlen». Die Platzzahl im Museum ist beschränkt – Platzvergabe in der Reihenfolge des Eintreffens. Die Feier wird bei grossem Besucherandrang in andere Räumlichkeiten des Museums übertragen und kann auch per Livestream auf www.weihnachten-bischofszell.ch mitverfolgt werden. 

Weitere Informationen unter www.weihnachten-bischofszell.ch 

Christina Aus der Au und Fredi Dünnenberger thematisieren die freudvolle Seite von Weihnachten, werfen aber auch einen Blick auf das aktuelle Spannungsfeld zwischen Krieg und Frieden. Bild: zVg

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