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Trotz Corona: Weihnachten findet statt, nur anders

Die Kirchgemeinden entwickeln kreative Lösungen für eine würdige Gestaltung ihrer Angebote in der Advents- und Weihnachtszeit. Auch die Plakataktion der beiden Thurgauer Landeskirchen „Dieses Jahr erst recht“ wendet den Blick nach vorne und möchte Busfahrgäste zum Nachdenken anregen.

Loslassen von Vertrautem, Ungewissheit und Sorge, was kommen wird, aber auch Behördenanweisungen erschweren die Vorbereitung auf die bevorstehenden Feiertage. Von den Corona-Schutzmassnahmen sind auch die Gottesdienste und die kirchlichen Veranstaltungen betroffen. Seine verbindlichen Anweisungen versteht der Evangelische Kirchenrat als Umsetzungshilfe für die Kirchgemeinden, damit diese sich im Dschungel der Anordnungen von Bund und Kanton schneller zurechtfinden. Mit seinen stets aktualisierten Handlungsempfehlungen macht der Kirchenrats konkrete Vorschläge zur Ausgestaltung der staatlichen Vorgaben, damit im kirchlichen Leben und in der gemeinsamen Sorge für besonders gefährdete Personen, wenigstens einen Hauch von Normalität strahlen kann. Denn Advent und Weihnachten findet statt. Der feierliche Charakter soll auch im Corona-Jahr 2020 nicht verloren gehen.

Anpassungen im Advent
Die Kirchgemeinden lassen sich nicht entmutigen. Sie wissen, auch der Aufbruch nach Bethlehem war seinerzeit von Unsicherheiten geprägt. Die Gottesdienstbesuchenden dürfen jedenfalls auf ungewohnte und kreative Lösungsansätze ihrer Kirchgemeinden gespannt sein. Wegen der 50-Personengrenze bei Gottesdiensten im Thurgau bieten Gemeinden mit mehreren Kirchenstandorten zum Teil jetzt schon vermehrt parallel geführte Gottesdienste an. So Sulgen-Kradolf, dort steht der Kirchenbus bereit, um bei Überbelegung einer der beiden Kirchen für Ausgleich sorgen zu können. Vielerorts ist wieder das Livestream-Studio aufgebaut wie in Bischofszell „Doch alle, die eine „möglichst normale Gottesdienstatomsphäre erleben möchten“, so Pfarrer Erich Wagner, „sollen auch ihr Angebot haben.“ Auf ökumenische Absprache setzt Basadingen-Schlattingen-Willisdorf: „Von den drei Kirchen in unserer Gemeinde sprechen wir uns mit der katholischen Kirche ab, damit wir möglichst die grösste Kirche für Gottesdienste nutzen können: Mehr Platz - mehr Abstand.“, so Pfarrer Rolf Roeder.

„Ja“ zu Weihnachtsfeiern mit Einschränkungen
Weil vor allem kleinere Kirchen wegen des Mindestabstands schnell mal ausgelastet sind, stellen manche Kirchgemeinden den Christbaum ins Freie und feiern dort kurze Gottesdienste. „Unsere Krippenfeier an Heilig Abend wird nicht wie bisher ökumenisch stattfinden, sondern parallel in allen unseren Kirchenhäusern. Alle sind überall willkommen. Auch das ist eine Form der Ökumene“, betont Isabel Stuhlmann, Pfarrerin in Dussnang und Bichelsee-Balterswil. Zahlreiche Kirchgemeinden erwägen, den Gottesdienst aus der Kirche live ins benachbarte Kirchgemeindehaus zu übertragen, so können zeitgleich zweimal 50 Gäste vor Ort mitfeiern. In vielen Gemeinden werden Gottesdienste an den Festtagen auch mehrfach geführt.

Kirche lebt vom sinnlichen Erlebnis
Der Auftritt von professionellen Solosängerinnen und -sängern ersetzt mancherorts den fehlenden Gemeindegesang. Kirchenratspräsident Pfarrer Wilfried Bührer bedauert diese Einschränkung, liegt ihm das gemeinsame Singen im Gottesdienst doch sehr am Herzen. In der momentanen Situation sieht er aber auch eine Chance für die Kirche: „Nach Jahrzehnten absoluter Stabilität und Wohlstand in unserem Land bringt die Gefährdung durch Corona doch einige Menschen wieder vertieft zum Nachdenken. Zudem gibt es in den nächsten Wochen nur wenige Live-Angebote, da könnten die kirchlichen Angebote vermehrt gefragt sein.“ Aus diesem Grund setzt sich der Kirchenratspräsident auch für vermehrte Live-Angebote ein: „Gerade Advents- und Weihnachtsfeiern leben stark vom sinnlichen Erlebnis. Das kann via Livestream nicht vollwertig vermittelt werden.“

Plakataktion *Frohe Weihnachten
Zum Nachdenken anregen möchte auch die gemeinsame Plakataktion der beiden Thurgauer Landeskirchen. Mit einem schlichten, aber aussagekräftigen Sujet, dort wo Menschen sich begegnen: als Fahrgast in Bussen und Postautos. Zu sehen ist das Plakat „Dieses Jahr erst recht*“ auf den Linien von WilMobil, Autokurse Oberthurgau, Post Auto Frauenfeld, Post Auto Kreuzlingen und Stadtbus Frauenfeld.

Information über kurzfristige Änderungen
Wieviel von all den Ideen der Kirchgemeinden realisiert werden kann, ob Spontanbesuche möglich sind oder eine Anmeldungen nötig, ist derzeit offen. Die kirchlichen Websites und die Gottesdienstanzeigen in den Regionalmedien geben Aufschluss auch bei kurzfristigen Änderungen.

Brunhilde Bergmann

siehe auch: ökumenische Aktion "Trotzdem Weihnachten"

Bild: iStock

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