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Zwischen Zukunftsangst und Zuversicht

Vor vier Jahren wurden die Christen von den Kämpfern des IS aus der Ninive-Ebene im Irak vertrieben. Nun wollen sie in ihre zerstörten Häuser zurückkehren.

Die Kommission für bedrängte und verfolgte Christen der  Evangelische Landeskirche des Kantons Thurgau und die Organisation «Open Doors Schweiz» informierten am vergangenen Donnerstag  in der Kirche St. Johann im Kurzdorf über die Situation der Christen in der Ninive-Ebene im Nordosten Iraks. Nach der Befreiung von der IS-Miliz wollen viele Flüchtlinge aus den christlichen Dörfern in ihre zerstörten Häuser zurückkehren. Doch die Rückkehr in das nach wie vor politisch umstrittene Gebiet zwischen Kurdischer Autonomieregierung und Irakischer Zentralregierung ist selbst für irakische Verhältnisse ein gefährliches Unterfangen. Die «IS» sei zwar militärisch besiegt, aber sie existiere weiterhin in den Köpfen, schrieb kürzlich ein Journalist im Sonntagsblatt.

Gemeinsam lachen, gemeinsam weinen
Dass die Rückkehr abgesehen von der wirtschaftlichen Not mit Unwägbarkeiten verbunden ist, zeigt auch der Umstand, dass der Referent und der Übersetzer an der Veranstaltung darum baten, nicht fotografiert und mit Namen erwähnt zu werden. «Man kommt auf eine schwarze Liste – und das kann Folgen haben», sagte der Redner, der den Deckname William trägt. Was auffällt und auch ein bisschen erstaunt: William, der in zwei Wochen wieder als Priester in den Irak zurückkehrt, ist ein fröhlicher, ja humorvoller Mensch. Darauf angesprochen meinte er: «Ich lache mit den Menschen im Irak, aber wir weinen auch oft zusammen, beides ist wichtig.» Seine Schilderungen über die Ereignisse in der Ninive-Ebene lösten bei den rund 60 Besuchern Betroffenheit aus. Viele tausende Familien hätten sich nur mit dem Allernotwendigsten auf die Flucht gemacht. «Und selbst das hat man ihnen noch abgenommen.» Am Checkpoint gab es lange Wartschlangen. Sechs Frauen hätten ihr Kind auf offener Strasse geboren. Drei dieser Frauen und ihre Kinder seien vor den Augen der Menschen gestorben, erzählt William. «Die Angst sitzt den Leuten in den Knochen. Wenn sie das Motorengeräusch eines Flugzeugs hören, verkriechen sich immer noch viele unter dem Tisch.»

Den Glauben nie verloren
Doch trotz aller Leiden, Ängste und Bedrohungen, eines haben die Christen der Ninive-Ebene nie verloren: Ihre Zuversicht und ihren Glauben an Gott, den Allmächtigen. «Man ist an erster Stelle Christ, und man ist stolz darauf, Christ zu sein». So sei denn auch das Kreuz überall anzutreffen; man trage es am Handgelenk, am Hals, hänge es ans Auto und selbst aus den Ruinen der zerstörten Häuser ragte das christliche Symbol.
Die Veranstaltung endete mit einer Gebetszeit für die notleidenden Christen. Pfarrer Lukas Weinhold sagte, er finde es beeindruckend, welch festen Glaube die Christen im Irak hätten. «Wir helfen Ihnen, indem wir ihnen eine Stimme geben und sie nach unseren Möglichkeiten auch materiell unterstützen. Aber es ist keine einseitige Hilfe, sie geben uns mit ihrem unerschütterlichem Glauben auch viel zurück.»

Hugo Berger

Herzlich willkommen wissen sich auch die irakischen Christen bei Gott: «Man ist stolz darauf, Christ zu sein»

Beim Gebet für die notleidenden Christen brannte eine Kerze als Symbol der Hoffnung.

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