Die Kirche dient während drei Wochentagen als Café im Open Place und bietet am Wochenende Gottesdienste sowie abendliche Veranstaltungen an. Das am Donnerstag, 18. April 2024 vorgestellte Projekt «REmove, REthink, REplace» präsentierte eine lockere Anordnung von sieben Tischen für Begegnungen, einen Kinderbereich im Chorraum, einen Rückzugsort für Stille und Gebet sowie eine Aufwertung der Café-Bar. Besonders beeindruckend ist ein exemplarischer Tisch auf Rollen, der aus eineinhalb Kirchenbänken gefertigt wurde und auf Augenhöhe Begegnungen ermöglicht.

Kirchenraum als wertvoller Schatz
Christina Aus der Au, Kirchenratspräsidentin der Evangelischen Landeskirche des Kantons Thurgau, unterstrich die Wichtigkeit, Kirchenräume als wertvolle Schätze zu betrachten, anstatt sie nur als finanzielle Belastung zu sehen. Ihre Ansicht des "REmove" - alles kann entfernt werden, solange das Wort Gottes präsent bleibt - spiegelt ihre traditionell reformierte Einstellung wider. Im Gegensatz dazu ist Mirjam Loos, Fachstellenleiterin Religionsunterricht, von einer lutherischen Perspektive geprägt. Diese verfolgte eher einen "REthink" Ansatz, bei dem Kunstwerke und Bilder eine neue, pädagogische Rolle übernahmen, insbesondere für diejenigen, die nicht lesen konnten.

Platz schaffen für alle
In der Diskussion steht die Frage im Mittelpunkt, wie Kirchenräume neugestaltet werden können, um Platz für alle zu schaffen – auch für diejenigen, die noch nicht da sind und kommen würden, wenn es für sie Platz gäbe. Der Entwurf des Projektes scheint gut zur Kirchgemeinde zu passen und ermutigt dazu, den Raum zeitgemäss zu gestalten, um seine Bedeutung und Atmosphäre zu bewahren. Insgesamt zeigt der Abend, dass das Raumempfinden sehr persönlich ist und die eigene Vergangenheit stark prägt. Es wird deutlich, dass die zeitgemässe und flexible Gestaltung von Kirchenräumen entscheidend für ihre Relevanz und Zukunft ist.

Flavia Hüberli, Diakonin Open Place und Fachstellenleiterin Start-up Kirche