Fest im Namen Gottes des Allmächtigen
«Der 1. August ist in der Schweiz ein Volksfest und keine Parade!», gibt Viola Amherd in den Morgennachrichten bekannt. Der übergemeindliche, abwechslungsreiche Gottesdienst auf dem Nollen mit über 200 Gästen aus dem ganzen Kanton zwischen Kleinkind und dem Senior im 100. Lebensjahr ergänzt: «Ja, es ist ein Volksfest – aber im Namen Gottes, des Allmächtigen.»
Verbundenheit mit der Schöpfung
Pünktlich um zehn Uhr setzten am 1. August auf dem Nollen die Alphornklänge und erneut heftiger Regen ein. Donnerrollen im Hintergrund. Die Kerze auf dem Podium flackert. Die Aussicht auf Säntis und Bodensee werden getrübt. Zum elften Mal wird dieser Gottesdienst auf dem Nollen unter Federführung von Pfarrerin Christa Heyd durchgeführt. Der prasselnde Regen überdeckt beinahe das Jodler-Trio. Er vermittelt die Verbundenheit mit der Schöpfung. Eine Verbundenheit, die nicht selbstverständlich ist. Fritz Wälchli, Mitinitiator der ersten Stunde drückt es bereits im Eingangsgebet aus: «Wir sehnen uns nach einer neuen Zuwendung zu diesem Gott!»
Ein Name, der Programm sein will
Theresa Herzog, seit anfangs 2024 Leiterin des Pastoralraums Nollen–Lauchethal-Thur zeigt auf: «Nomen est omen – der Name ist Programm.» Wie ist das bei Gott? Er ist der Schöpfer, der Allmächtige. Niemand konnte ihm einen Namen geben. Aus Ehrfurcht vor dem Geheimnis Gottes, gaben die Juden ihrem Gott lange keinen Namen. Herzog stellt da hinein die Stelle aus 2. Mose 3,15 ins Zentrum, wo sich Gott selber als: «Ich bin, der ich bin» vorstellt. Er ist der immer Grössere, in dir und in mir. Er ist da. Liebe, Treue, Erbarmen, Güte. «Im Namen Gottes des Allmächtigen» ist das Vorzeichen unserer Verfassung. Das bedeutet, dass das Grundrecht sich am Wesen Gottes orientieren soll. Entsprechend soll die Schweiz voller Liebe, Zuwendung zum Nächsten sein. Das Gemeinwesen soll sich um das Wohlergehen aller Menschen und der Schöpfung kümmern. An ihm wollen wir uns orientieren, so dass wir ihm je länger je ähnlicher werden. Diese christlichen Wurzeln sind relevant auch für die multikulturelle Schweiz von heute.
Wir wollen Wächter sein!
Christa Heyd, pensionierte Pfarrerin von Bischofzell, stellt die 150 jährige total revidierte Bundesverfassung ins Zentrum. «Die Art der Demokratie, die wir haben, ist einmalig in Europa!» Und das Geheimnis dieses grossen Segens liege im Anfang mit dem lebendigen Gott. «Wir leben in seiner Abhängigkeit. Bereits unsere Gründungsväter stellten die Schweiz unter den Schutz Gottes. Entsprechend wollen wir als Wächter unseren jüdisch-christlichen Wurzeln Sorge tragen. Es geht um mehr als ‘nicht stehlen und lügen’. Es gilt den Namen Gottes hoch zu halten, ihn zu heiligen! Wenn Gott den Staat verlässt, so ist das der Anfang des Untergangs!»
Drei Kantonsrätinnen und -räte danken und bitten im Gebet
Als «Echo auf die Landeshymne» danken und bitten drei engagierte Politiker des Kantons: die drei Kantonsräte Mathias Dietz, Eschlikon; Koni Brühwiler, Frasnacht; und Brigitta Engeli, Kreuzlingen. Im Gebet wird das Anliegen spürbar, dass der stärkende, klärende, liebende Gott zentral erlebbar wird in geforderten Familien, lebendigen Jugendgruppen, alten und geplagten Menschen. «Wir brauchen Wurzeln, wir brauchen Fundamente!»
Einige versammeln sich beim Nollenkreuz
Nach dem Gottesdienst versammeln sich die einen beim Kreuz, um betend für unser Land einzustehen. Andere geniessen bereits das gemeinsame Mittagessen. Dieser Gottesdienst bleibt ein spezieller Höhepunkt jeweils am 1. August im Herzen des Kantons Thurgau.
Autor: Christian Stricker, Oberaach