Gemeinsames Beten für Christinnen und Christen im indischen Himalaya: Kirchennetzwerke, die wachsen
Die Solidarität an diesem Informationsabend mit Gebet in der Evangelischen Kirche Weinfelden, zu dem die evangelische landeskirchliche Kommission für bedrängte und verfolgte Christinnen und Christen eingeladen hatte, ist unter den rund zwei Dutzend Besucherinnen und Besuchern gross. Dem Vortrag von Christoph B. folgte eine Gebetszeit für die bedrängten Christen, welche die Kommissionmitglieder gestalteten. Zur Untermalung der Bitten zündeten sie Kerzen an. Trotz Schikanen, Mobbing und Verfolgung oder sogar Tod interessieren sich immer mehr Menschen im Norden Indiens für den christlichen Glauben. Manche konvertierte Christen nehmen Anfeindungen bis hin zum Tod in Kauf. Denn obwohl die indische Verfassung Religionsfreiheit garantiert, zeichnet die Realität ein anderes Bild. Auch mit diesem Druck und der Ausgrenzung durch die Kritiker, wächst die christliche Gemeinde weiter. Schulungen finden in Wohnhäusern statt. Dort versammeln sich Christen zum Gebet. Darunter seien Menschen aus allen Schichten anzutreffen. Die stärkste Konzentration ist in den kleinen Bundesstaaten Nagaland, Meghalaya und Mizoram im Nordosten zu beobachten.
Verfolgte Christen brauchen Schutz
In Indien gibt es goldene Tempel. Doch nicht alles ist Gold, was glänzt. Es gibt viel Unterdrückung, die unter der moslemischen Glaubensgruppierungen leiden. In seinem Referat sprach Christoph, als einer, der die Lage in Nordindien kennt. Er lebte mit seiner Familie viele Jahre in Asien. Noch immer ist er mit Einheimischen in Kontakt und lehrt in Süd- und Südostasien zusammen mit seiner Frau gläubige Christen die Bibel. In die Schweiz zurückgekehrt ist der Familienvater wegen der Ausbildung seiner Töchter. Christoph wurde von seiner Pfarrei ausgesandt, um in Nordindien Hauskirchenleiter zu schulen. Diese werden heimlich ausgebildet. Zu seinem persönlichen Schutz nennt der Pastor einer Freikirche seinen vollen Namen nicht. Christoph sagt: «Es haben sich in Nordindien Kirchennetzwerke gebildet, die bedroht sind.» Manche Pastoren würden abgestochen. Er ergänzt: «Viele Christen erzählen, wie sie der Glaube stärke, sie von Krankheiten geheilt würden.» Ein Beispiel nennt er von einem jungen Mann, der Schulden hatte und durch Gebete und harte Arbeit das Geld zurückzahlen konnte. Ein Mann, der heiraten wolle, sei in Indien nur dann angesehen, wenn er schuldenfrei ist.
Ein Turban zur Tarnung
Die Kleidung sagt nicht alles über die Zugehörigkeit zur Religion aus. Eigentlich würden Christen keinen Turban tragen. Trotz Konvertierung und Bildung blieben viele Christen in traditionellen Kastenzugehörigkeiten und Kastenstrukturen festgebunden, welche die hinduistische Gesellschaft auch im 21. Jahrhundert noch stark prägen. Manche Christen leben ihren Glauben im Geheimen, um negative Folgen wie Ausgrenzung und Diskriminierung in ihrem unmittelbaren Lebensumfeld zu vermeiden. Sie werden von ihren Kritikern «Christen im Verborgenen» oder «Kryptochristen» genannt. Dennoch feiern sie ihre Kirchenfeste bunt, mit Tanz und Musik auf einer grünen Wiese.