Das Abendmahl

Eingeladen werden wir zu unterschiedlichen Anlässen: zu Geburtstagen, Jubiläen, Familienfesten usw. Je nachdem ist uns die Einladung mehr oder weniger willkommen. Es kommt darauf an, wie gut uns die Leute bekannt sind. Entscheidend ist auch, ob wir etwas erwarten und erhoffen. Und üblicherweise nimmt man ein kleines Geschenk mit und kleidet sich dem Anlass entsprechend. Schliesslich gibt sich der Gastgeber alle Mühe, den Gästen Freude zu machen.

Ähnlich verhält es sich mit Gottes Einladung zum Abendmahl. Einen Unterschied gibt es allerdings: alle ohne Unterschied sind eingeladen, alle, die sich vom göttlichen Gastgeber beschenken lassen wollen. Als „Geschenke“ können wir mitbringen, was uns belastet und ängstet. Er nimmt es ab und verwandelt es in neue Kräfte: Glaube, Liebe, Hoffnung, Freiheit, Mut, Vergebung, Geborgenheit – alles, was zum Gelingen unseres Lebens beiträgt.

Bevor Jesus verhaftet und getötet wurde, hat er mit den Jüngern das Abendmahl gefeiert. Brot lag auf dem Tisch, daneben stand der Kelch mit dem Wein. Eigentlich war die Feier nicht neu, denn schon seit mehr als tausend Jahren gedachten die Israeliten im Passahfest mit Brot und Wein an den Ursprung ihrer Geschichte: Gott hat sie herausgeführt aus der Sklaverei in Ägypten. Ein Wunder stand am Anfang ihres politischen Daseins: ein winziges Volk entkommt dank Gottes Eingreifen einer gewaltigen Übermacht. Jesus deutete dieses Urereignis neu, bezog es auf seine Person. Durch den Einsatz von Leib und Leben wollte Jesus die Menschen frei machen von der Sklaverei der Angst, des Misstrauens, des Todes:

Jesus dankt für das Brot, bricht es und gibt es seinen Jüngern: wie ihr dieses Brot verzehrt, so lasse ich mich verzehren für meinen Auftrag. Ich gebe mich hin für euch. Wenn immer ihr das Brot teilt miteinander, so denkt an mich. Ich bin geheimnisvoll gegenwärtig… Und Jesus nimmt den Kelch, dankt dafür und gibt ihn den Jüngern zu trinken: mit diesem Kelch beginnt eine neue Zeit zwischen euch und Gott. Denn ich gebe mein Leben hin dafür, dass ihr Vergebung findet, Leben und Frieden. Wenn immer ihr aus diesem Kelch trinkt, denkt an mich. Ich bin geheimnisvoll gegenwärtig…

Im 16. Jahrhundert spaltete ein unversöhnlicher Streit über die Bedeutung des Abendmahls die Christenheit, namentlich über die Frage, in welcher Weise Christus im Abendmahl gegenwärtig sei. Der Streit trennte die Kirchen der Reformation bis 1973. Seiher besteht Abendmahlsgemeinschaft zwischen den reformierten und den lutherischen Kirchen dank der Leuenberger Konkordie.

Mindestens sieben Dimensionen lassen sich im Abendmahl erkennen:

1. Es erinnert an Tod und Auferstehung Jesu und weist hin auf seine verborgene Gegenwart.

2. Es befreit von der lähmenden Macht der Schuld.

3. Es ist ein Dank an Gott für alles, was unser Dasein trägt.

4. Es tröstet und stärkt uns durch den Heiligen Geist.

5. Es beruft uns zum Dienst an Gottes Sache in der Welt.

6. Es versöhnt und verbindet mit der Gemeinschaft der Schwestern und Brüder.   

7. Es verheisst eine Zukunft über alles hinaus, was wir selber planen und machen können.

Diese sieben Punkte lassen sich in einem Satz zusammenfassen: Erinnerung befreit zum Danken und stärkt unsere Berufung zu Gemeinschaft und Zukunft.