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Das Leben ist stärker als der Tod

Das Leben ist stärker als der Tod, davon ist Pfarrerin Cathrin Legler-Widmer aus Kreuzlingen überzeugt. Mit der Besinnung der Tecum-Mitarbeiterin für den Fachbereich Gottesdienst und Musik, wünscht Ihnen die Evangelische Landeskirche des Kantons Thurgau einen besinnlichen Karfreitag und frohe, gesegnete Ostern.

Brunhilde Bergmann

Vor ein paar Wochen noch streifte der Blick aus dem Fenster des Arbeitszimmers durch den kahlen Garten. Die Erde war braun und unbedeckt und den Büschen fehlten die Blätter. Doch nun in diesen Tagen trägt der Apfelbaum grüne Spitzen – erste Blüten sogar. Die kleinen Glockenblumen überwuchern das Beet. Die Hoffnung trägt durch den Winter: Das Leben ist stärker als der Tod.

Sie stehen am Grab. Die Mutter war schon alt, traurig und wollte dem Vater folgen. Worte und Gesten begleiten sie. Der Wind trägt die Blütenblätter mit sich fort. Und dann ertönen die Glocken der nahen Kirche. Die Hoffnung wird plötzlich spürbar: Das Leben ist stärker als der Tod.
Zwei Kinder spielen mit ihren Puppen. „Sie wäre jetzt tot. Und er wäre traurig.“ Ein kurzer Moment herrscht Stille im Wohnzimmer. „Jetzt wäre sie wieder lebendig!“ Die Kinder üben die Hoffnung: Das Leben ist stärker als der Tod.

Er ist weg, wurde einfach umgebracht. Er hat verloren und musste sterben. Seine Freunde und Freundinnen bleiben zurück – traurig, enttäuscht und fassungslos. Er hat die Menschen geliebt. „Was soll ich für dich tun?“ fragte er den blinden Bartimäus. Er liess die Kinder zu sich kommen. Er hat die Frau nicht weggeschickt, die mit ihren Tränen seine Füsse gewaschen hat. Er hat gesprochen – vom Reich Gottes, das klein ist wie ein Senfkorn und wenn es gesät wird zum Baum wird, indem gar die Vögel ihr Nest bauen. Er hat gesprochen – vom Frieden und dass die, die ihn stiften, Kinder Gottes heissen. Wo bleibt die Hoffnung: Das Leben sei stärker als der Tod?

Drei Tage später ist der Stein weggerollt und das Grab leer. Wo haben sie ihn hingebracht? Er begegnet ihr im Garten. Zuerst erkennt sie ihn nicht. Erst als er sie anspricht begreift sie: „Meister!“ Sie kann ihn nicht festhalten und geht zurück zu den anderen. Sie trägt die Gewissheit in sich: Das Leben ist stärker als der Tod.

In den Ostertagen feiern wir ihn – sein Leben, seinen Tod und seine Auferstehung. Wir feiern in der Hoffnung: Das Leben ist stärker als der Tod. Darüber hinaus ist es an uns, die Hoffnung zu erhalten und weiterzutragen, auch dann, wenn sie zu schwinden droht. Wenn uns Nachrichtenmeldungen über Krieg und sinnlose Gewalt überschwemmen. Wenn die Krankheit gesiegt hat. Wenn der Mensch scheinbar nichts gelernt hat, aus Geschichte und bitteren Erfahrungen. Damit die Hoffnung in uns und anderen zur Gewissheit werden kann: Das Leben ist stärker als der Tod.

Cathrin Legler-Widmer

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