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Das Schöne liegt oft so nahe

Der Arboner Fotograf Herbert Haltmeier hat die Besucherinnen und Besucher der Implusveranstaltung zur Schöpfungszeit in eine faszinierende Welt entführt. Er zeigte zur Schöpfungszeit vielfältige Bilder der vertrauten Landschaft am Bodensee. Das Schöne liegt vor der Haustüre, an der Seepromenade in Arbon. Die Predigt zum Schöpfungszeit-Gottesdienst hielt Pfarrerin Simone Dors.

Die Bilder, die Herbert Haltmeier seinen Zuhörerinnen und Zuhörern am vergangenen Sonntag im evangelischen Kirchgemeindehaus in Arbon gezeigt hat, könnten das ausgelöst haben, was Pfarrerin Simone Dors zuvor in Ihrer Predigt im Schöpfungszeit-Gottesdienst in der Kirche gewünscht hatte. «Ich wünsche Ihnen den Blick der Dankbarkeit», hatte sie den Gottesdienstbesucherinnen und –besuchern mit auf den Weg gegeben.

Der See ist jeden Tag anders
Herbert Haltmeiers Bilder führten vor Augen, wie die gleiche Landschaft, der See und das Ufer in Arbon immer wieder anders erscheinen, wenn man sich die Zeit nimmt und die Ruhe gönnt, sie zu betrachten. Da ist der Wechsel der Jahreszeiten. Der Winter mit den kunstvollen Formen, die Schnee und Eis in die Landschaft zaubern. Der Herbst mit seinen Farben, mit dem farbigen Laub, das auf dem Weg zwischen den Bäumen der Kastanienallee oder auf einer verborgenen Bank abseits der grossen Menschenströme liegt. Dann sind da die Stimmungen des Sees. Am Morgen, wenn erst die Fischer unterwegs sind, wenn die Schwäne erwachen. Wenn an einem nebligen Wintertag plötzlich für einen kurzen Moment die Sonne durchbricht. Der See hat es Herbert Haltmeier angetan: «Er hat an 100 Tagen auch 100 verschiedene Gesichter.»

Mensch verändert die Landschaft
Wer wie Herbert Haltmeier so lange dieselbe Landschaft beobachtet, wird auch Zeuge der Veränderungen, die der Mensch in der Landschaft bewirkt, im Schönen wie in der Beeinträchtigung und Verschandlung. Die Aufschüttung des Seeufers hat sich zum Positiven gewendet: Nach einigen Jahren ist daraus am See ein neues Naturparadies mit einer bezaubernden Vielfalt an Pflanzen entstanden. Die Wohnbauten hinter der Kastanienallee haben Silouette vom See aus und damit auch den Blick auf die Berge des Alpsteins für immer verändert. Und so zeigt Herbert Haltmeier Bilder, die man so nicht mehr machen kann. Auch das Bild, auf dem sich beim Sonnenaufgang - vom See aus gesehen- die Sonne in den Fenstern des Hotels Metropol spiegeln, wird es so bald nicht mehr geben.

Das Schöne liegt so nahe
Herbert Haltmeier verwendete für seinen Vortrag kein Manuskript. Seine Bilder waren fast wie ein Dankgebet für die Schönheiten, die es in Arbon vor der eigenen Haustüre zu entdecken gibt. Möglich, dass die Besucherinnen und Besucher ihre Stadt und den See nun mit anderen Augen sehen und sich sagen können, dass das Gute und das Schöne so nahe liegen, wenn man es denn sehen kann und will.

Schöpfungszeit 2020 zum Thema «Sehen»
Die ökumenische Arbeitsgruppe Schöpfungszeit der Thurgauer Landeskirche gestaltet jedes Jahr in einer Thurgauer Kirchgemeinde einen Gottesdienst. Das Thema der diesjährigen Schöpfungszeit der Arbeitsgemeinschaft Kirche und Umwelt Oeku war das «Sehen». In Ihrer Predigt ging Pfarrerin Simone Dors vom Bibelwort «Gehe hin zur Ameise, du Fauler, betrachte ihre Weise, dass du klug werdest.» (Sprüche 6, 6) aus. Die wohl organisierte Gemeinschaft des Ameisenstaates nahm sie zum Sinnbild dafür, dass auch die Menschen nicht für sich allein existieren könnten. Erde, Luft und Wasser werde von der ganzen Menschheit geteilt. Im Umgang mit den Lebensgrundlagen dieser Erde seien die Menschen deshalb in die Verantwortung gegenüber der Gemeinschaft und gegenüber dem Schöpfer gerufen.
Um die Wunder der Schöpfung zu sehen und zu entdecken, sei es hilfreich, einen Moment der Ruhe einzuschalten. Plötzlich entdecke man dabei, die Schönheit der Dinge, die unmittelbar vor unserer Nase liegen. Wer über die Wunder und die Schönheit in der Nähe staunen lerne, habe vielleicht weniger das Bedürfnis, in die Ferne zu reisen. Ein Blick auf das Gute und Schöne könnte auch dazu beitragen, weniger Dinge zu kaufen, die wir nicht wirklich brauchten. Sehen, Entdecken und Staunen würden so zum Erhalt und zur Bewahrung der Schöpfung beitragen.

Ernst Ritzi

Nachdem er seine Bilder der See- und Uferlandschaft in Arbon gezeigt hatte, fand Fotograf Herbert Haltmeier (links) Zeit für Gespräche mit den Zuhörerinnen und Zuhörern.

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