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Ostern ist kein Datum, sondern eine Haltung

Es ist sicher falsch, aber ich denke es trotzdem: «Noch nie war Ostern so wichtig wie jetzt! » Natürlich ist es beileibe nicht das erste Mal in der Geschichte, in der Menschen an Gegenwart und Zukunft verzweifeln, aber es fühlt sich einfach ziemlich ungemütlich an gerade.

Global hängt die Klimaerwärmung drohend und unumkehrbar über uns, in Europa flüchten Menschen vor einem Krieg, bei dem wir nicht sehen, wie er irgendwann beendet werden könnte, in der Schweiz wird alles teurer und auf die Banken ist auch kein Verlass mehr. Und im Thurgau sind Jung und Alt dünnhäutiger und empfindlicher geworden, das spüren wir auch hier. «Das Ende der Illusionen» heisst ein Buch, das ich gerade lese. Wir dachten, es würde alles immer besser – und «päng» kracht erst mal alles wieder zusammen. Auch die schöne Frühlingssonne der letzten Tage war nur Schein, draussen ist es eiskalt.

Noch nie war Ostern so wichtig wie jetzt. Für uns, die wir daran glauben, dass Jesus von Nazareth nicht im Grab geblieben, sondern auferstanden ist. Aber auch für die Desillusionierten, die keinen Grund und keine Kraft mehr haben, daran zu glauben, dass es besser werden könnte. Und erst recht für die Verzagten, die sich trotz allem an das Bisherige klammern, weil sie fürchten, sonst alles zu verlieren. Ostern heisst nicht: Es geht schon weiter, sondern: Es gibt einen neuen Anfang! Egal wie verfahren und auswegslos sich die Situation anfühlt, wie sehr wir im Karfreitag feststecken, Ostern kommt und sagt: Es ist möglich loszulassen, das Alte zu begraben und Neues, Gutes zu beginnen! 

In unserer Welt ist es ganz offensichtlich noch nicht Ostern. Aber in unseren Herzen kann es Ostern werden. Ostern ist kein Datum, sondern eine Haltung! Und Haltungen müssen eingenommen werden, sonst sind sie wirkungslos. Wer, wenn nicht wir, könnte immer wieder ostermässig Altes begraben und neu anfangen, Resignation abschütteln und mit Hoffnung anstecken?!
Weil Christus in, mit und für uns auferstanden ist, können wir im Kleinen wie im Grossen, im Zwischenmenschlichen wie im Gesellschaftlichen österlich glauben, hoffen, handeln.

Nicht damit es so weitergehen kann wie bisher. Sondern damit es neu wird.

Frohe Ostern!

Prof. Dr. Christina Aus der Au, Präsidentin des Evangelischen Kirchenrates des Kantons Thurgau

Bild: iStock/LeManna

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