Rund 110’000 Armenierinnen und Armenier wurden Ende September 2023 aus Berg-Karabach vertrieben. Die ethnische Säuberung Berg-Karabachs führte zu einem Exodus historischen Ausmasses – und zur katastrophalen Situation von Zehntausenden von Familien. Berg-Karabach wurde seit vorchristlichen Zeiten vom armenischen Volk bewohnt. Nun zwang das militärisch überlegene Aserbaidschan die Menschen, innerhalb weniger Tage ins armenische Mutterland zu flüchten. Sie mussten alles zurücklassen: Ihre Felder und Obstgärten, die Häuser und alles Hab und Gut und ihre Nutztiere. Ihr christliches Kulturgut – das älteste Kloster stammt aus dem vierten Jahrhundert – ist jetzt in Gefahr, politisch motiviertem Vandalismus zum Opfer zu fallen. Die seelische Belastung der Menschen aus Berg-Karabach ist enorm. Deshalb unterstützt die Evangelische Landeskirche des Kantons Thurgau die Nothilfe für die Flüchtlinge mit 10’000 Franken und mit der Weihnachtskollekte. Der Kirchenrat hat entschieden, je 5’000 Franken dem Hilfswerk «Little Bridge» als auch der Armenienhilfe von Christian Solidarity International (CSI) (https://www.csi-schweiz.ch) aus dem Fonds «Solidarität mit bedrängten Christen» der Landeskirche sofort einen Beitrag von je 5'000 Franken zukommen zu lassen.

Mit dem Nötigsten ausstatten
Zwar sind die Menschen in Armenien sehr solidarisch und hilfsbereit den Flüchtlingen gegenüber, doch auch ihnen selbst fehlt es an allem. Die Flüchtlinge leben bei Verwandten, in Turnhallen und Gemeinschaftszentren oder in ihren eigenen Autos. Der Verein Little Bridge Schweiz leistet Nothilfe, um die Flüchtlinge mit dem Nötigsten auszustatten, damit sie den strengen armenischen Winter überleben. Die Mitarbeiterinnen vor Ort verschenken mit Spendengeldern aus der Schweiz Essen und Trinken, Klappbetten, Matratzen und Kopfkissen, sie bezahlen Arztbesuche und Medikamente. Die Flüchtlinge erhalten Gaskocher, kleine Backöfen und Mehl, damit sie ihr eigenes Brot backen können, wie es ihre Tradition ist.

Unbürokratische und effiziente Hilfe
Eine grosse Herausforderung wird sein, wie die Berg-Karabach-Flüchtlinge wieder von der Nothilfe unabhängig werden können. Die Arbeitslosigkeit in Armenien ist jetzt schon hoch. Little Bridge sammelt Geld, um im Frühling Saatgut, Setzlinge, Werkzeug und Vieh zu verschenken, damit die Menschen wieder Hoffnung schöpfen. Die Hilfe von Little Bridge ist sehr effizient und unbürokratisch. Alle Mitglieder in der Schweiz arbeiten unentgeltlich und spesenfrei, damit jeder Franken nach Armenien kommt und nichts in der Administration versickert. Infos: https://little-bridge-schweiz.ch/

Ernst Ritzi, Aktuar der Evangelischen Landeskirche des Kantons Thurgau