Bahn-Weg

(Weinfelden – Sulgen – Bischofszell)

Weinfelden, evangelische Kirche

Wer denkt nicht, wenn er sich diesem stolzen Bau nähert, an die Choralzeile «Ein feste Burg ist unser Gott»? Wuchtig thront die Kirche auf einem Felsen über Weinfelden. In der Reformationszeit blieben nur wenige Weinfelder beim alten Glauben; die Kirche diente beiden Konfessionen, auch der Neubau, den Jakob Grubenmann aus Teufen 1726 erstellte. Nach der Aufl ösung des paritätischen Verhältnisses liessen die Evangelischen 1902–04 den heutigen Bau erstellen. Der Zentralbau mit vier Emporen verbindet neoromanische Architektur mit dekorativen Jugendstilelementen zu einer geglückten, harmonischen Einheit. Abendmahlstisch und Kanzelwand werden überhöht durch den stilgerechten Orgelprospekt (Vorderseite).
Dank sorgfältiger Restaurierung hat die Weinfelder Kirche ihren Charakter bewahrt und ist ein bedeutendes Gesamtkunstwerk der Jugendstilepoche.

Weinfelden, katholische Kirche St. Johannes der Täufer

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts lösten die beiden Konfessionen das paritätische Verhältnis auf. Die Katholiken wählten einen neuen Standort und liessen eine eigene Kirche errichten. Ist es nicht bemerkenswert, dass der Bauplatz durch Aushub der gleichzeitig erbauten neuen evangelischen Kirche ausgeebnet wurde? Der Architekt lehnte sich an die Formensprache süddeutscher Barockkirchen an, integrierte aber auch Elemente seiner Epoche, beispielsweise in den Stuckaturen der Decke und der Emporenfront. Die Farbfenster sind eine Zutat aus dem Jahre 1933.

Sulgen, evangelische Kirche

Wer sich von Bürglen her Sulgen nähert, sieht von weitem den hochragenden Turm der Sulgener Kirche auf einer leichten Erhebung über der Talsohle. Die Ortschaft wird schon 806 erwähnt, die Kirche – obwohl gewiss schon früher vorhanden – erst 1215. Nach der Zerstörung im Appenzellerkrieg 1405 wurde die Kirche wiederaufgebaut. Der heutige Bau entstand 1751, wobei der alte Turm von 1435 stehenblieb. Das Glockenhaus und der Spitzhelm datieren ins Jahr 1887. Bis 1961 war die Kirche paritätisch. Die letzte Aussenrenovation von 2003 unterstrich die klare Schlichtheit der beiden Bauteile: des markanten Turms und des rechteckigen Predigtraums. Auf ein Minimum reduziert sind die Zierden im Innern: die Kanzel, der Taufstein von 1585, ein Chorfenster von Hermann Sigg (1984). Nichts soll ablenken vom Worte Gottes.

Sulgen, katholische Kirche St. Peter und Paul

Die Katholiken von Sulgen beschlossen 1956, eine eigene Kirche zu bauen. 1959–61 entstand der vermutlich von der Kirche von Ronchamp inspirierte Betonbau. Wie ein in den Hang geschlagener wuchtiger Pfeiler wirkt der Turm mit seinen durch Schalllöcher angeritzten Kanten, an den das fl ach abfallende Dach des Kirchenraums angehängt zu sein scheint. Schiefe Betonfl ächen bestimmen das Innere, dessen Stimmung durch geschickte Lichtführung und farbige Fenster geprägt wird. Die Kirche St.Peter und Paul darf als einer der reinsten Zeugen der Kirchenarchitektur der 1960er-Jahre in der Ostschweiz bezeichnet werden.

Bischofszell, evangelische Johanneskirche

Seit der Reformation teilten Katholiken und Reformierte miteinander die Stiftskirche St.Pelagius. Als Mitte des 20. Jh. eine Renovation fällig wurde, überlegten sich beide Konfessionen, das Simultanverhältnis aufzulösen. Der Entschluss wurde den Evangelischen erleichtert: Ein Industrieller schenkte den «Nagelpark» als Bauplatz. So entstand 1968–69 die moderne Johanneskirche. Unauffällige Zweckmässigkeit bestimmt die Formen, deren rhythmische «Abfolge mit der Schwere des Betons versöhnt» (Albert Knoepfl i). Vom Vorplatz aus hat man eine prächtige Sicht auf die Altstadt.

Bischofszell, katholische Stiftskirche St. Pelagius

Im 9. Jh. schon soll durch den Konstanzer Bischof hier ein Chorherrenstift gegründet worden sein. Nach 1300 wurde die Kirche zu einer dreischiffi gen Anlage ausgebaut und in die Flanken des Chors je eine Seitenkapelle angefügt. Seit der Reformation diente der Bau beiden Konfessionen. 1708 wurde die kuppelüberwölbte Sakristei angebaut und um 1770 der Chor barockisiert. Der Turm, nach 1400 erbaut, erhielt seinen Zwiebelhelm erst 1823. Nach der Aufl ösung des paritätischen Verhältnisses renovierten die Katholiken 1968–71 die Stiftskirche gründlich. Bischofszell ist reich an Kulturgütern: vorreformatorische Bilderwelt in der südlichen Seitenkapelle, neogotische in der nördlichen Marienkapelle; karge Architektur im Schiff, Glanz und Gloria im barocken Chor mit dem zentralen Hochaltar; schlichte Bänke für das Volk, prachtvolles Gestühl im Chor. Die elegante Chororgel lässt sich auch von der grossen Emporenorgel aus bespielen. Trotz seiner Stilvielfalt empfi ndet der Besucher die Pelagiuskirche als einen wunderbar stimmigen Raum für Meditation und Liturgie.